Tasmanien mit dem Fahrrad im Winter. Eine gute Idee? Das würde sich zeigen. Von Melbourne ging es per Fähre nach Devonport und von dort weiter per Fahrrad. Das war jedenfalls der Plan. Aber häufig kommt es halt anders als man denkt. Spannend war es auf alle Fälle…
Melbourne – Devonport TAS per Fähre
Natürlich könnte man auch nach Tasmanien fliegen. Mit dem Fahrrad ist das aber immer etwas mühsam und ich fliege eben eh schon genug. Deshalb nahm ich die Fähre, welche vom Hafen in Melbourne direkt nach Devonport in Tasmanien fährt. Und dies in der Nebensaison nur durch die Nacht. Ich war recht früh am Hafen, da ich nicht in der Dunkelheit durch die Stadt fahren wollte. Deshalb hiess es erst mal warten bis zum Check-In. Und danach hiess es nochmals warten, bis man endlich an Bord der Spirit of Tasmania durfte. Die Kabinen waren mir zu teuer, weshalb ich mich mit einem Sitz (Ocean Recliners) begnügte. Eigentlich spekulierte ich darauf irgendwo meine Luftmatratze und meinen Schlafsack auszulegen. Aber es hatte zu viele Schilder, die das verboten und ich habe auch niemanden gesehen, der es trotzdem tat. Dann halt doch Sessel… Irgendwie wurde es morgen und die Fähre spuckte uns Reisende wieder aus. Und zwar in die tiefste Dunkelheit. Es war halt Winter.
Devonport – Cradle Mountain, oder doch nicht?
Da man keine frischen Esswaren nach Tasmanien mitnehmen darf, ging ich erstmal einkaufen. Ich war wohl einer der ersten an diesem Tag in diesem Supermarkt. Danach war der Tag endlich richtig angebrochen und ich fuhr los. Mein erstes Ziel war Gowrie Park. Mir wurde gesagt, dass Tasmanien ähnlich sei wie Neuseeland. Und ja, es war definitiv hügelig. Ich war deshalb froh, als ich Sheffield erreichte und ich mich erst mal mit Kaffee und Süssem stärken konnte. Unterwegs schüttelten die Leute immer wieder den Kopf, wenn ich an ihnen vorbei fuhr. Ich wusste aber nicht so recht, ob das die Art hier ist zu grüssen oder ihr Kommentar dazu im Winter mit dem Fahrrad durch Tasmanien zu fahren… Nach der Stärkung ging es weiter bis nach Gowrie Park. Ursprünglich wollte ich eigentlich zelten aber meine Erkältung machte sich wieder bemerkbar und ich entschied mich deshalb für ein Backpacker Bett im Gowrie Park Wilderness Village und ging relativ früh schlafen.
In der Nähe von Gowrie Park liegt eine der Sehenswürdigkeiten von Tasmanien: Der Cradle Mountain National Park. Es sind aber gegen 90km bis dorthin und zurück und die sind natürlich nicht flach. Deshalb wollte ich mit leichtem Gepäck dorthin. Und es ging so richtig hinauf und hinunter; wobei bedeutend mehr hinauf als hinunter. Nach 15km und ca. 700 Höhenmetern war ich schon ziemlich müde. Die Erkältung war zu stark und ich deshalb zu schwach. Ich entschied schweren Herzens um zu kehren. Vielleicht würde es ein andermal klappen.
Lucy und Lloyd vom Gowrie Park Wilderness Village betreiben auch ein Restaurant. Dieses war an jenem Abend aber geschlossen, da sie Familie und Freunde zu einem BBQ eingeladen hatten. Spontan luden sie mich ebenfalls dazu ein und so kam ich nach langem wieder zu einem richtigen Aussie BBQ. Und dies sogar im Winter. Kalt war es definitiv. Nur der Schnee fehlte. Aber der konnte ruhig noch etwas warten…
Gowrie Park – Deloraine: Hügeliger als gedacht
Nach einem wunderbaren Sonnenaufgang fuhr ich wieder los. Dieses Mal mit Gepäck und in die andere Richtung. Lucie empfahl mir via Paradise nach Deloraine zu fahren, da dies weniger hügelig sei. Das mag sein, aber es war immer noch sehr hügelig. Ich kam deshalb nur relativ langsam voran. Dafür hatte ich beim Berg hoch fahren Zeit einem Echidna am Strassenrand zu zu schauen, wie es nach Insekten und Würmer suchte. Dies mit seiner speziellen „Nase“, die auch gleich Maul zu sein scheint. Ein ziemlich ulkiges Ding. Danach ging es in rasanter Fahrt auf der anderen Seite wieder hinunter. Da möchte ich definitiv nicht hoch fahren… In Mole Creek wollte ich eigentlich einen Kaffee trinken gehen aber das Café war geschlossen. So fuhr ich halt weiter bis nach Deloraine und genehmigte mir dort einen Kaffee und Vegetarischen Pie (ja, die gibt es, aber man muss ziemlich danach suchen…).
Eigentlich wollte ich noch einen Ort weiter, aber ich hatte keine Lust auf Zelten. Mein Husten war schlicht zu stark und ich wollte nicht noch kränker werden. Als ich sah, dass es in Deloraine ein Hostel gibt, ging ich sofort dort hin. Der erste Eindruck war dann nicht so gut: Rund ums Haus herrschte eine ziemliche Unordnung. Auch im Haus selbst sah es nicht besser aus. Ein nettes altes Ehepaar hiess mich aber willkommen und so blieb ich. Wie sie später heraus stellte, waren sie die Eltern des Hostelbesitzers. Dieser war bedeutend weniger gesprächig aber er schenkte mir eine Packung Hustenbonbons, was doch auch was Gutes war. Ich war aber froh, als schliesslich noch ein anderer Gast, ein Mann aus der Region, eintraf. Zusammen hatten wir einen doch recht guten Abend.
Deloraine – Launceston – Hobart: Bus sei dank
Meine Erkältung wollte nicht besser werden und es machte deshalb wenig Sinn weiter mit dem Fahrrad unterwegs zu sein. Die Frage war nur, was die Alternative sein würde. Ich zerbrach mir ziemlich den Kopf darüber und schaute auch mal, wie viel den ein Mietauto kosten würde. Aber eigentlich wollte ich nicht mit dem Auto herum fahren. Ich entschied schlussendlich am nächsten Morgen mit dem Velo nach Launcester zu fahren und dort einen Bus nach Hobart zu nehmen. So gewann ich etwas Zeit und war wenigstens schon mal in Hobart. Aber so würde mir die Fahrt entlang der Ostküste durch die Lappen gehen. Man kann nicht alles haben. Es fiel mir aber nicht leicht, da die Fahrt von Deloraine nach Launcester ziemlich schön war… Wenn da nur diese Erkältung nicht gewesen wäre.
Nach einer Nacht in einem Hostel in Launceston ging es am nächsten Morgen mit dem Bus nach Hobart. Und dort schien es mir erst mal noch kälter. Das war aber vielleicht auch so, weil sich die Sonne nicht blicken liess und ein stärkerer Wind durch die Strassen fegte. Ich checkte im Hostel ein und entschied spontan am nächsten Tag eine geführte Tour an die Ostküste zu unternehmen. Wenn nicht per Velo, dann halt per Bus.
Ostküste: Definitiv ein Besuch wert
Es sollte ein langer Tag werden aber auch ein sehr interessanter. Bereits um 7.10 ging es los. Zusammen mit 8 anderen und dem Fahrer und Führer Rob ging es über die Tasman Bridge (bekannt wegen ihres Zusammenbruches 1975) und dann weiter Richtung Osten. Wir hielten immer mal wieder an und Rob erzählte viel Spannendes. Um die Mittagszeit erreichten wir schliesslich Coles Bay auf der Freycinet Halbinsel. Nach einer kurzen Weiterfahrt durften wir auch selbst noch etwas aktiv werden und uns zu Fuss auf den Weg zu einem Aussichtspunkt machen, von dem man die Wineglass Bay und weitere Teile der Halbinsel überblicken konnte. Ein längerer Aufenthalt hier hätte sich sicher gelohnt aber dafür war meine Zeit in Tasmanien leider zu knapp. Nach ein paar weiteren Stops machten wir uns auf den langen Weg zurück nach Hobart. Rob fährt diese Tour um die 200 Mal pro Jahr. Ich möchte definitiv nicht mit ihm tauschen…
Am Abend traf dann auch Julian aus Melbourne in Hobart ein. Und so würden wir Hobart zusammen entdecken können. Mehr darüber im nächsten Eintrag. Dieser wird ansonsten zu lange :-).
Viele Grüsse aus Australien,
Stefan
PS: Bilder zu Tasmanien sind in der Galerie zu finden.
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