OMG: BC – Yellowstone – Helens


Nachdem wir die Velos bei REI zur Überholung abgegeben und das Auto bei Alamo abgeholt hatten (wir hatten das kleinstmögliche Auto bestellt, aber dann trotzdem eines erhalten, dass viel zu gross für uns war…), ging es zuerst Richtung Norden. Wir hatten den Tip bekommen, dass die North Cascades noch ganz schön seien und wir diese besuchen sollten. Und da wir dies gleich mit einem Kurzbesuch bei Verwandten von Ines in British Columbia (BC) in Kanada verknüpfen konnten, folgten wir dem Vorschlag. Aber erst mal wurde uns fast schwindlig, da wir in einem Tag soviele Kilometer machten wie sonst in einer ganzen Woche… Vor der Ausreise nach Kanada war ich etwas nervös, da wir ein Mietauto hatten. Schlussendlich klappte aber alles einwandfrei. Erstaunt war ich lediglich, dass wir bei keinem Amerikanischen Zollbeamten durch mussten und es deshalb auch keinen Ausreisestempel in den Pass gab. Ob dies ok war, würde sich dann bei der Wiedereinreise zeigen…

BC – Yellowstone

Nach einer Übernachtung in Penticton (vielen Dank Margot und Olaf!) ging es weiter östlich durch BC. Und wir waren froh, dass wir nicht mit dem Velo unterwegs waren, da es den ganzen Tag regnete. Die Flüsse schwollen entsprechend an und es gab auch einige Überschwemmungen. Uns zeigten sich dafür eindrückliche Wasserfälle bei den Staumauern der Kraftwerke. Am nächsten Tag querten wir dank der kostenlosen Fähre den Kootenay Lake und fuhren weiter Richtung Amerikanische Grenze. Mit dabei unter anderem ein Apfel. Ich war deshalb doppelt nervös, da die Grenzbeamten solche Dinge ja nicht gerne sehen. Zuerst kamen mal die Standardfragen in der Art, was wir in den USA machen etc. Aber dann kam die Gretchenfrage: „Do you have fruits or vegetables with you?“. Da ich weiss, dass es in Chile ziemlich fatal ist, wenn man hier nein sagt und doch etwas dabei hat antwortete ich schnell: „One Apple“. Zu meiner Überraschung fragte er aber nur, ob wir sonst noch was hätten. Als wir dies verneinten, liess er uns freundlich ziehen. Erstaunlich einfach war das.

Weiter ging es in südöstlicher Richtung nach West Yellowstone. Unterwegs sahen wir immer mal wieder die Rauchfahnen von Buschbränden. Es hatte schon länger nicht mehr geregnet und verherrende Busch- und Waldbrände waren und sind noch immer die Folge davon. Nach einem Stop am Earthquake Lake (dieser war nach einem 7.3 Erdbeben und nachfolgendem Bergsturz 1957 entstanden), erreichten wir schliesslich West Yellowstone und damit der Eingang zu diesem faszinierenden Park.

Yellowstone

Neben all den heissen Quellen und Geysiren gab es noch das eine oder andere spezielle Erlebnis. Und zwar fing es schon ganz am Anfang an. Dazu muss man wissen, dass die Strassen im Yellowstone in einer Acht angelegt sind (siehe Karte). Zudem sind die Kreuzungen nicht immer so, wie sie auf der Karte erscheinen. Wir fuhren also von West Yellowstone (links auf der Karte) in den Park hinein und besuchten erstmal die Geysire im Norris Gebiet. Es war schon ziemlich spät, als wir dieses Gebiet verliessen, aber es sollten ja nur etwa 19km bis zum Canyon Village sein, wo wir einen Platz auf dem Camping reserviert hatten. Ich war zu diesem Zeitpunkt für die Navigation zuständig und war mir vom vorhergehenden Karten studieren sicher, dass wir nach links abbiegen mussten und überprüfte das nicht noch einmal. Wir fuhren also so dahin, schauten etwas in die Landschaft aber irgendwie konnte ich die Namen der vorbei huschenden Sehenswürdigkeiten nicht in der Karte finden. Naja, wahrscheinlich waren sie einfach nicht eingetragen. Schliesslich erschiehnen aber wunderbare Sinterterassen, wo gar keine sein sollten. Da dämmerte es uns beiden: Wir waren bereits in Mammoth und das bedeutete, dass wir 34km in die falsche Richtung gefahren waren. Was nun? Die Strasse zurück und dann die richtige Strasse nehmen wären 53km. Einfach den Kreis weiter fahren wären 60km. Glücklicherweise hatten wir wieder Empfang auf unseren Telefonen und so rief  ich den Camping in Canyon Village an und erzählte von meinem Missgeschick. Sie meinten, dass wir auch nach der offiziellen Check-in Zeit eintreffen könnten und so entschieden wir uns, die längere Strecke unter die Räder zu nehmen. Auf diese Weise würden wir wenigstens etwas Neues sehen, auch wenn die Sonne langsam unter ging. Und so fuhren wir weiter.

Die Sonne war bereits untergegangen, als das Wohnmobil vor uns plötzlich bremste. Wir hielten ebenfalls an (etwas anderes blieb uns auch gar nicht übrig). Und wir trauten unseren Augen nicht, als da in der Dunkelheit links vom Wohnmobil ein Büffel auftauchte und seelenruhig etwa 1m neben uns bzw. neben Ines vorbei zottelte. Er hätte nur seinen Kopf drehen müssen und mindestens das Seitenfenster wäre hinüber gewesen… Aber zum Glück war er friedlich und zog weiter. Es sollte nicht der letzte Büffel sein, der so Nahe an uns und anderen vorbei ziehen würde. Diese Tiere sind aber mit ihrer Grösse und Masse definitiv nicht zu unterschätzen und entsprechend warnen überall im Park auch Plakate davon, dass man ihnen nicht zu nahe treten sollte… Sicher ein spezielles Erlebnis. Es hatte also auch sein gutes, dass wir uns verfahren hatten ;-).

In den nächsten Tagen besuchten wir die verschiedenen Gebiete und sahen unzählige heisse Quellen bzw. Geysire und auch Tiere inklusive einer Schwarzbär Mutter und zwei Jungen. Der Park war die Zeit definitiv  wert. Abgesehen davon, dass sich die Pumpe meines Benzinkochers wegen einer undichten Dichtung in Flammen auflöste (und dank der Feuerwehrfrau Ines blieb es bei der Pumpe, obwohl das Auto daneben parkiert war…), ereignete sich nichts spektakuläres. So verliessen wir den Park wieder und machten uns auf den Weg Richtung Mount St. Helens. Bis dahin hiess es aber noch etwas Auto fahren.

Yellowstone – Craters of the Moon – Mount Rainier

Zuerst ging es durch den gleich südlich vom Yellowstone gelegenen Grand Teton National Park. Danach weiter zu den Craters of the Moon, einem älteren Vulkanfeld mit Kratern und Lavafeldern. Dieses Gebiet war ganz interessant, aber wenn man schon in Island oder wie ich vor nicht allzu langer Zeit bei einem aktiven Vulkan gewesen ist, dann haut es einem nicht aus den Socken. Und dann war da noch Mount Rainier. Was für ein Berg. Ich möchte definitiv nicht in der Nähe sein, wenn seine Krater unter dem gewaltigen Gletscher wieder aktiv werden. Aber so in Ruhe war er sehr schön anzusehen :-). Danach kam für mich einer der Höhepunkte der Reise.

Mount St. Helens

Dieser Vulkan war einer unter vielen in dieser Region, bis er 1980 wieder aktiv wurde und sich in einem gewaltigen Ausbruch kombiniert mit einem Bergsturz praktisch in die Luft sprengte. 57 Menschen starben dabei. Es hätten aber noch viele mehr sein können. Dieser und die nachfolgenden Eruptionen haben die Landschaft nachhaltig geprägt. Und dies wollten wir uns ansehen. Ursprünglich hatten wir auch geplant Mount St. Helens zu erklimmen. Leider werden die ersten Touren aber erst in ein paar Wochen angeboten und der selbständige Aufstieg ist leider untersagt bzw. man braucht eine Bewilligung welche schon bis in den September hinein ausverkauft sind. Deshalb fuhren wir erstmal Richtung Windy Ridge um den Vulkan von der Ostseite her zu sehen. Leider war die entscheidende Strasse 99 wegen zuviel Schnee aber noch gesperrt und so kehrten wir halt um und fuhren am nächsten Tag von Westen her zum Johnston Ridge Observatory. Dieses ist nach dem Vulkanologen David A. Johnston benannt, welcher am Coldwater Ridge am Tag des Ausbruches den Vulkan beobachtete. Seine berühmten letzten Worte waren: „Vancouver! Vancouver! This is it!“. Kurz darauf wurde er von den heissen Gasen und Gestein weggefegt. Und dies 10km vom Gipfel des Vulkans entfernt. Er und viele andere wurden leider nie mehr gefunden.

Wir standen extra früh auf und waren bei den ersten an diesem Sonntag Morgen. Aber erst mal mussten wir unsere Zelte trocknen lassen. Danach ging es in einer längeren Wanderung zum Harrys Point. Dort hat man einen wunderbaren Blick über den noch immer teilweise von abgerissenen Bäumen bedeckten Spirit Lake, dem Mount St. Helens und das vom Erdrutsch massiv veränderte Tal davor. Sehr, sehr eindrücklich. Leider war die Zeit viel zu kurz und wir mussten wieder zurück nach Seattle, wo unsere Velos schon sehnsüchtig warteten.

Das waren also unsere Ferien vom Velo fahren. Nun geht es mit dem Zug nach Vancouver und danach mit dem Velo Vancouver Island hoch Richtung Norden. Dies um wieder etwas einzufahren, bevor es mit der Fähre hoch in den Norden geht und das Abenteuer Kanada/Alaska beginnt.

Viele Grüsse aus dem Zug nach Vancouver,

Stefan

PS: Wenn Ihr Euch fragt, was den eigentlich dieses OMG im Titel bedeutet, hier die Auflösung. Es steht für „Oh My God!“ und dies ist der Ausdruck, den wir während den letzten zwei Wochen am Meisten gehört haben. Meist geäussert bei Amerikanischen Frauen, wenn sie vor einem schönen Ort oder sonst was „unglaublichem“ stehen. z.B. auch wenn wir sagen, dass wir mit dem Velo nach Alaska fahren…

Bilder gibt es wie immer in der Gallerie.


Über Stefan

I'm a telecommunication engineer by profession and like to discover the world by bike. I think, that it is the perfect speed to move but still be in touch with the world and the people which live there. And I'm very happy, that my wife Susanna is joining me now on those adventures. If you are interested in other journeys we did so far, please also check my website www.biketravel.net. Stefan, Switzerland

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4 Gedanken zu “OMG: BC – Yellowstone – Helens

  • Mäsi

    Schön, dass es Euch gut gefallen hat und auch das Wetter scheint ja ganz ordentlich gewesen zu sein! Nun freue ich mich noch auf die Ode on Seattle, so schön wie die Stadt ist gibt das sicher einen längeren Eintrag.

  • Stefan Autor des Beitrags

    Du hast natürlich völlig recht, dass Seattle eine sehr schöne Stadt ist und wir haben auch einiges gesehen, auch wenn die Zeit sehr knapp war und wir mehrheitlich mit Sachen organisieren beschäftigt waren. Leider fehlt mir nun aber etwas die Zeit noch einen separaten Artikel über Seattle zu schreiben. Dafür sind einige Bilder in der Gallerie und im Blog zu finden. Aber du kennst die Stadt ja eh schon in- und auswendig ;-).

  • Bernhard

    Hallo Steff

    Wünsche Euch weiterhin eine gute Reise mit Auto, Zug, Fähre, Velo usw. ‚Schön‘ zu hören, das man nicht der einzige ist, der mal eine falsche Richtung fährt, kommt halt in der besten Familie vor, gell : )

    Gruss Bernhard