Diverse Strassensperren und ein Loch später


Nach einigen zum Teil etwas turbulenten Tagen sind wir in der Zwischenzeit in Villa Santa Lucia eingetroffen. Aber alles der Reihe nach.

Coyhaique – Villa Maniuales

Wie schon geschrieben, wird in der Region Aysen in der wir uns befinden, zurzeit ziemlich heftig protestiert und Teil der Proteste sind auch Blockaden der Verkehrswege. Eine Folge davon konnten wir am Abend vor unserer Abfahrt in Coyhaique hautnah erleben, als wir in einem lokalen Restaurant assen: Totaler Stromausfall. Zum Glück erst als unser Essen schon gekocht war. So kamen wir in den Genuss von einem Nachtessen bei Kerzenlicht ;-). Der Strom kam erst in der Nacht wieder zurück…

Am nächsten Tag ging es mit dem Velo weiter. Zuerst über einen Pass kurz nach Coyhaique, den ich nun ebenfalls schon zum Dritten Mal befuhr. Danach ging es bei bedecktem Himmel weiter das Tal hinunter und dann das nächste Tal wieder hoch. Unterwegs trafen wir unzählige Veloreisende. Soviele habe ich 2009/2010 wohl auf meiner ganzen Reise zusammen angetroffen! Kurz vor Maniuales passierten wir dann die erste Blockade, die aber nicht mehr aktiv betrieben wurde. Wegen den verschiedenen Blockaden zwischen Puerto Aysen und weiteren Orten auf unserer Strecke waren aber extrem wenige Autos unterwegs, welches das Fahren für uns natürlich um einiges angenehmer machte. In Maniuales selbst übernachtetem wir im Casa de Ciclistas vom Chilenen Jorge. Dieser stellt Veloreisenden kostenlos ein Nachtlager mit Dusche zur Verfügung. Danke nochmals, Jorge! Mit uns waren in dieser Nacht weitere 9 Velofahrer in dieser Unterkunft…

Maniuales – Nähe Piedra del Gato

Am nächsten Tag ging es weiter Richtung Norden. Zuerst passierten wir problemos (da Velofahrer) die Blockade nördlich von Maniuales. Danach ging es bei wunderbaren Wetter weiter Richtung Norden. Unterwegs vernahmen wir von anderen Velofahrern, dass es kurz vor Villa Amengual wiederum eine Blockade habe, und dass dort auch Velofahrer nur alle zwei Stunden passieren könnten. Nach einer längeren Mittags- und Fotopause erreichten wir diese Sperre pünktlich. Genauso pünktlich wurde diese Sperre dann auch geöffnet und wir konnten passieren. Wir kauften im Ort Verpflegung ein und fuhren dann über einen kleinen Pass ins Nachbartal des Rio Cisnes hinunter. Bei meiner letzten Durchfahrt 2010 war dieser Strassenabschnitt noch eine Schotterpiste. In der Zwischenzeit wurde auch hier asphaltiert. Im Tal selbst suchten wir nach einer Unterkunft und wurden bei einem Förster fündig auf dessen Land wir gegen Bezahlung die Zelte aufstellen konnten. Am Abend hatten wir das Vergnügen in seiner Hütte bei Kerzenlicht dem knisternden Radiosender aus Coyhaique zu lauschen. Dies sind die ganz speziellen Momente auf einer solchen Reise :-). In der Nacht machte ich dann die ersten Nachtaufnahmen der Sterne und Milchstrasse (Bilder folgen bald).

Piedra del Gato – Puyuhuapi

Nachdem wir unsere Zelte dank der Sonne einigermassen trocken gebracht hatten, ging es bei schönem Wetter weiter. An der Abzweigung zum Passo Quelat war dann fertig mit Asphalt. Über eine Naturstrase, die z.T. gerade erneuert wurde was uns zum Schieben zwang, ging es die steile Strasse hoch Richtung Passhöher. Schlussendlich war der Pass aber einiges weniger schlimm als ich ihn vom letzten Jahr in Erinnerung hatte. Rassant ging es auf der anderen Seite wieder hinunter. Unterwegs traffen wir wiederum unzählige Veloreisende. Darunter ein Schwesternpaar aus Deutschland und eine Gruppe Chilenen, die gerade am Velo reparieren waren. Die Chilenen meinten dann auch, dass der Camping mit Gletscher Colgante sehr wahrscheinlich wegen den Protesten geschlossen sei. Leider hatten sie Recht und so mussten wir zu unserem Ärger bis Puyuhuapi weiterfahren. Wenigstens bei schönstem Sonnenschein. Nachdem wir noch eine letzte Blockade vor dem Ort erfolgreich passierten, übernachtetem wir im sehr schönen Casa Ludwig, welches von der Tochter einer der Deutschen Gründer der Siedlung betrieben wird.

Da der Wetterbericht für die nächsten Tage nicht wirklich gut war, entschieden wir uns noch einen Tag länger in Puyuhuapi zu bleiben. Und damit wir nicht völlig einrosteten, fuhren wir mit einem Kajak etwas in der Buch des Ortes herum. War ganz gut mal was mit den Armen zu machen und nicht nur mit den Beinen.

Puyuhuapi – Villa Vanguardia

Die Proteste gingen auch heute weiter. Ein Haupziel der Leute scheint zu sein, dass der Präsident und die Minister zu ihnen kommen und mit ihnen über die Probleme sprechen, anstatt irgendwelche Stellvertreter zu senden und weiterhin alles in Santiago zu entscheiden. Sie sehen die Blockaden als einzigen Weg dies zu erreichen und mit ihren Problemen auch in die Chilenischen Massenmedien zu kommen. Diese berichten bis jetzt aber leider meist nur von den Ausschreitungen und dies auch sehr kurz. Andere Themen bekommen massiv mehr Sendezeit…

Für uns hatten die Blockaden weiterhin den Vorteil, dass nur sehr wenige Autos unterwegs waren. So fuhren wir bei April mässigen Wetter bis nach Junta. Dort deckten wir uns mit Empenadas und Brot ein um noch ein paar Kilometer weiter zu fahren. Aus diesen paar Kilometer wurden schliesslich 40, da wir keine Unterkunft oder Camping fanden. Wir hatten zudem die Hoffnung, dass dies in Villa Vanguardia besser sei, wo wir kurz vor Nachteinbruch eintrafen. Leider war aber auch hier alles besetzt, wobei besetzt hier wohl eher hiess, dass die Besitzerin des Hospedajes/Camping keine Lust hatte. Immerhin hätten wir unser Zelt auf einem freien Feld aufstellen dürfen. Wir beschlossen dann aber unsere Schlafsäcke in einem noch nicht fertigen Cabana hinzulegen. Diesmal aber ohne zu fragen…

Villa Vanguardia – Villa Santag Lucia

Am Morgen verliessen wir Villa Vanguardia wieder. Nach wenigen Kilometer erblickten wir ein Schild welches Kaffee und Brot versprach. Und da konnten wir natürlich nicht wiederstehen. Dies wäre definitiv ein besserer Ort für die Übernachtung gewesen, aber davon wussten wir nichts. Nach einem längeren Halt ging es weiter. Wir wurden immer mal wieder durch Regen begleitet und kamen deshalb auch nicht sehr schnell voran. Ich war gerade etwas in Gedanken versunken, als es plötzlich hinter mir heftig knallte. Ein Blick zurück zeigte den Grund: Ich hatte eine Platten. Es es war keiner der kleinen Sorte. Sowohl der Schlauch als auch der Pneu war zerfetzt und auch in der Schotterpiste hatte es einen kleinen Krater, was die Wucht der „Explosion“ zeigte. Was genau der Grund dafür war, weiss ich nicht. Am Ehesten Ermüdung, da ich den Pneu und den Schlauch von meinem alten Tourenvelo übernommen habe (da er so lange hielt…). Das Reparieren war dann ein mittleres Abenteuer im Regen. Da der Ersatzpneu kleiner schien als der bestehende, entschied ich zuerst einen anderen Ersatzschlauch zu nehmen. Dieser hatte aber ein anderes Ventil. Zudem erwies sich das Ventil nach Einbau des Rades als defekt. So ging es zurück auf Startplatz eins und ich nahm den vermeintlich zu kleinen Schlauch. Damit klappte es dann (jedenfalls bis jetzt). Die ganze Aktion dauerte mehr als eine Stunde aber Michu half mir Geduldig dabei…

Eigentlich wollten wir weiter als nur bis Villa Santa Lucia. In der Zwischenzeit war es aber zu spät dafür. So entschieden wir uns hier zu übernachten. Nur war die Suche nach einer Unterkunft wiedererum sehr schwierig da die erste Unterkunft „besetzt“ und bei der zweiten Unterkunft niemand da war. So entschieden wir uns schlussendlich ein Cabana zu nehmen. Dieses Male aber ein richtiges mit Fenster, Kochstelle, Dusche, Bett und sogar einem Fernseher mit zwei Kanälen :-). Und zu meinem Erstaunen scheint es hier sogar Mobilfunkabdeckung zu geben, was das veröffentlichen dieses Berichtes ermöglichen sollte.

Am Montag geht es hoffentlich weiter Richtung Chaiten, wo wir voraussichtlich am Dienstag oder Mittwoch eintreffen werden. Bis dahin wird uns wohl weiterhin der Regen begleiten… Bis dann!

PS: In der Zwischenzeit sind auch die Bilder online. Die besten Bilder sind wiederum in der Gallerie zu finden.


Über Stefan

I'm a telecommunication engineer by profession and like to discover the world by bike. I think, that it is the perfect speed to move but still be in touch with the world and the people which live there. And I'm very happy, that my wife Susanna is joining me now on those adventures. If you are interested in other journeys we did so far, please also check my website www.biketravel.net. Stefan, Switzerland

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