Nachdem ich auf dem alten Kontinent angekommen war und eine kurze Pause genoss, ging es schlussendlich mit Begleitung Richtung Süden. Zuerst durch die Niederlande und Belgien, dann weiter durch Deutschland und Luxemburg und schliesslich durch Frankreich zurück in die Schweiz. Das wäre es also gewesen; jedenfalls für den Moment.
Leiden NL: Pause und ankommen in Europa
Nach der langen Zeit ausserhalb Europas, genoss ich es langsam in Europa ankommen zu dürfen und nicht gleich wieder abfahren zu müssen. Dies dank der Gastfreundschaft von Femke. Und es gab mir auch die Möglichkeit die Niederlande etwas genauer kennen zu lernen, auch wenn es natürlich nur wieder ein kleiner Einblick war. Ein Besuch am Strand und in der Hauptstadt Den Haag war Teil davon. Besonders beeindruckt war ich aber natürlich bei der Fahrradinfrastruktur. Bei den Fahrradwegen könnten sich viele Länder noch inspirieren lassen.
Leiden NL – Maastricht NL
Schlussendlich ging es aber dann doch los. Femke und ich starteten in Leiden, welches zwischen Amsterdam und Den Haag liegt. Von dort ging es via gut ausgeschilderte Fahrradwege Richtung Süden. Die Niederlande sind von unzähligen Wasserwegen durchzogen und deshalb hiess es auch das eine oder andere Mal eine Fähre zu nehmen. Für mich als Fährenfan natürlich eine reine Freude. Via Gorinchem ging es weiter nach Veldhoven. Danach machten wir einen ersten Abstecher nach Belgien.
Zwar haben sie auch dort ausgeschilderte Fahrradwege. Nur leider sind die nicht immer sehr zuverlässig. So hörte der Weg entlang eines Kanals plötzlich vor einem grossen Firmentor auf und wir mussten umkehren und quer durch die Wiese eine Alternative suchen. Ein andermal war der Weg durch eine Baustelle unterbrochen. Zwar war eine Umleitung ausgeschildert. Sie führte aber auf dem gleichen Weg zurück, was nicht wirklich akzeptabel war. Wir trugen deshalb (wie viele andere) unsere schweren Räder quer durch die Baustelle… Irgendwie überraschte mich all das nach jahrelanger Arbeitserfahrung mit Belgischen Firmen aber nicht ;-).
Gegen Abend erreichten wir schliesslich wieder Niederländisches Staatsgebiet und fuhren weiter bis Maastricht. Dort fanden wir auch die passende Unterkunf: Botel. Wie der Name schon sagt ein Motel auf dem Wasser. Genau das Richtige in einem Land, welches mehrheitlich unter dem Meeresspiegel liegt. Und zudem erstaunlich günstig für die zentrale Lage. Uns gefiel es so gut in dieser Stadt, dass wir gleich zwei Nächte blieben.
Maastricht NL – Medendorf B – Dasburg D
Dann ging es aber weiter. Und zwar wieder zurück nach Belgien. Wiederum hiess es etwas den Weg zu suchen, aber wir fanden ihn schlussendlich. Und nach einer sehr langen Umleitung erreichten wir auch den Ort Roetgen, wo wir eine Nacht in Deutschland verbrachten. So schnell geht das hier von einem Land ins andere. Bisher hatten wir ziemlich Glück mit dem Wetter, aber in dieser Nacht setzte der Regen ein. Wir liessen uns deshalb auch etwas Zeit mit dem Aufstehen und genossen danach erst mal einen Brunch in einem Restaurant. Wir waren von dieser kurzen Fahrt schon ziemlich nass… Alles warten nützte aber nichts und wir begaben uns raus in den Regen. Zu allem Überdruss gab auch noch mein Kilometerzähler seinen Geist auf. Nicht sehr nett so kurz vor dem Ziel, aber immerhin hatte er bis hierher gehalten. Und Femke hatte ja auch noch einen.
Durch den Regen ging es zurück nach Belgien und damit, überraschend für uns, auch auf einen neuen und sehr schönen Radweg, den Vennbahnradweg. Zwar ist er z.T. erst im Bau und deshalb auch teilweise etwas matschig im Regen aber trotzdem sehr schön zu fahren. Das Nass begleitete uns so ziemlich den ganzen Tag. Aber es machte auch die Pommes kurz vor dem Tagesziel umso besser, auch wenn sie nicht typisch Belgisch waren.
Wir trockneten unsere Kleider in einem B&B in Medendorf und fuhren am nächsten Tag weiter. Petrus war nett und verscheuchte die Regenwolken. So konnten wir während der Mittagspause auch unser Zelt trocknen. Der Weg führte meist entlang des Flusses Our. Aber teilweise auch über das höher gelegene Plateau. Und die Steigung dorthin machte fast den Steigungen in Neuseeland Konkurrenz. Schlussendlich ging es aber in Dasburg wieder zurück an den Fluss. Und dort verbrachten wir auch unsere letzte Nacht in Deutschland.
Dasburg D – Echternach LU – Metz F
Am nächsten Morgen querten wir den Fluss und waren damit in Luxemburg. Da war ich doch noch nie. Jedenfalls sicher nicht mit dem Velo. Weiter ging es dem Fluss entlang. Eigentlich wäre es ein ziemlich lockerer Tag geworden. Aber da dies natürlich nicht ging, wurde kurzerhand eine Umleitung aufgestellt. Und diese führte wieder hoch aufs Plateau. So rosteten wir jedenfalls nicht ein. Der Aufstieg hatte es definitiv in sich. Dafür ging es danach in rasanter Fahrt wieder hinunter in den Ort Vianden. Und da hätte ich es fast verpasst am Aussichtspunkt zum Chateau Vianden anzuhalten. Aber zum Glück nur beinahe. Nach einer Mittagspause in diesem schönen und sehr touristischen Ort, ging es weiter dem Fluss entlang nach Echternach. Und weil uns das am Fluss entlang fahren so gefiel (so eine richtig einfache Ausfahrt), fuhren wir am nächsten Tag auch so weiter.
In Schengen hiess es dann sich von Luxemburg zu verabschieden und Frankreich zu begrüssen. Im nächsten Ort verbrachten wir dann auch gleich unsere erste Nacht auf einem Französischen Zeltplatz. Und wir lernten: In Frankreich gibt es auf den Zeltplätzen kein Toilettenpapier. Aber man kann es teilweise kaufen…
Weiter ging es mehr oder weniger der Moselle entlang Richtung Metz. Es war Sonntag und es waren erstaunlich viele Leute mit dem Fahrrad unterwegs. Als Sehenswürdigkeit gab es unterwegs das Kernkraftwerk Cattenom und ein paar Industrieruinen. Schliesslich erreichten wir Metz und waren positiv überrascht von der Stadt mit ihren alten Gebäuden und natürlich der Kathedrale.
Metz F – Basel CH
Am nächsten Morgen kämpften wir etwas um den Weg aus der Stadt heraus zu finden. Schliesslich fanden wir ihn aber doch. Nach einem Abstecher zu einem Supermarkt ging es weiter. In der Zwischenzeit war der Sommer definitiv eingetroffen und wir schwitzten entsprechend. Aber wir wollten ja nicht jammern, nachdem er doch noch den Weg hierher gefunden hatte. Nach einer Nacht an einem Feriensee in Francaltroff, führte uns der Weg wiederum entlang von Kanälen, was ziemlich entspannend zu fahren war. Und so erreichten wir schliesslich das Elsass mit all seinen Rebbergen. Gerne hätten wir angehalten um etwas Wein zu degustieren. Aber die Kombination von Alkohol und Hitze und all dies auf dem Velo schien nicht sehr bekömmlich. Und so verschoben wir dies auf den Abend :-).
Und dann kam der letzte Tag für Femke auf dem Fahrrad und für mich ausserhalb der Schweiz. Dank Rückenwind war er trotz gut 90 Kilometer ziemlich angenehm. Wir zögerten den Grenzübertritt mit einem Eis in Saint-Louis noch etwas hinaus aber schlussendlich war es nach fast 18 Monaten soweit und ich war wieder zurück in der Schweiz.
Basel CH – Luzern CH
Ich genoss es Femke Basel zu zeigen, auch wenn ich die Stadt nicht wirklich gut kenne. Schliesslich hiess es sich aber zu verabschieden, was nicht einfach war, da wir eine sehr gute Zeit zusammen hatten. Danke! Femke fuhr mit dem Zug nach Como an eine Hochzeit und für mich ging es zurück aufs Velo für die letzten gut 120 Kilometer. Lustigerweise fuhr ihr Zug über Luzern, welches meine Endstation sein würde.
Ich folgte von Basel der Nord-Süd-Route (Route 3) von SchweizMobil. Das ist zwar nicht die direkteste Route, aber definitiv schöner als über die Hauptstrassen. Ich hätte diese Etappe wohl auch in einem langen Tag fahren können, aber ich wollte es etwas gemächlicher nehmen. Die Herausforderung war die Querung der Jurakette. Aber ich hatte definitiv schon Schlimmeres hinter mich gebracht. Die Nacht verbrachte ich zeltend auf einem Bauernhof kurz vor Aarau.
Am nächsten Morgen ging es weiter. Ich konnte es kaum glauben, aber es sollte tatsächlich mein letzter Fahrradtag auf dieser Reise sein. Ich wusste, dass dieser Tag einmal kommen würde; kommen musste. Aber als es schliesslich so weit war, war es schon speziell. Auf der einen Seite freute ich mich sehr darauf meine Familie und Freunde wieder zu sehen. Auf der anderen Seite vermisste ich das Reisen mit dem Velo schon bevor es vorbei war…
Die Strecke führte mich durch die Stadt Aarau und dann durch landwirtschaftlich geprägte Landschaften nach Sursee. Dort sollte ich auf meine Familie treffen. Ich war aber zu früh und ging deshalb erst Mal etwas essen. Danach war es aber soweit und die Freude war auf beiden Seiten gross. Nach einem Begrüssungsapero ging es zusammen Richtung Luzern. Es war sehr schön dabei auf dem Velo begleitet zu werden. Nach gut 30km war ich dann dort zurück wo alles vor fast genau 16’000km begann. Ziemlich überwältigend.
Das wäre es dann wohl gewesen. Jedenfalls für diese Reise. Es war eine wunderbare Zeit und ich kann nur empfehlen es selbst zu erleben. Am Besten eben mit dem Velo. Vielen Dank Euch allen fürs Lesen, Begleiten, Motivieren und Unterstützen während dieser Zeit!
Ich versuche im Moment richtig anzukommen. Physisch bin ich zurück, geistig noch nicht ganz… Ein Fazitbericht wird wohl noch folgen. Aber erst Mal wünsche ich Euch ein paar schöne Sommer- oder Wintertage.
Viele Grüsse aus der Schweiz
Stefan
PS: Bilder gibt es wie immer in der Galerie. Danke auch an Femke für ihre Bilder! So hat es auch wieder einmal ein paar Bilder mit mir :-).
Fantastic story.I am from South Africa. I would like to mountainbike from Utrecht in Holland to Zurich. Is this possible and what route would you suggest? How long would it take?
Any advice would be welcome.
Hi Dion van Schoor
Thank you for your comment!
It’s definitively possible to bike from Utrecht to Zurich. I can’t recommend you a route but you you could e.g. use Google maps and then just adjust the route to your needs, e.g. away from bigger roads.
Have a nice trip!
Best regards,
Stefan