Japan ist definitiv anders. Am Anfang war es schwierig: Japan war für mich das erste Land, wo ich so wenig von der Sprache verstand, ich die Schilder nicht lesen konnte,weil sie ein anderes Alphabet verwenden und so wenige Leute Englisch können. Sprich meine Kommunikation war sehr limitiert. Das wurde noch dadurch intensiviert, dass ich alleine unterwegs war. Ich habe mich aber mit der Zeit daran gewöhnt und musste halt etwas mehr planen als auch schon. Und um immer mal wieder wenigstens etwas kommunizieren zu können, übernachtete ich einige Male in Hostels. Japan ist auch von der Kultur her anders. z.B. waren die vielen Verbeugungen am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig. Wenn man sich aber auf die Kultur einlässt, dann wird es auch sehr spannend und interessant. Am Besten und Einfachsten wäre es wahrscheinlich, wenn man durch Japanische Bekannte etwas in die Kultur eingeführt würde. Dieses Glück hatte ich leider nicht und ich habe deshalb das Gefühl, dass ich vieles verpasst habe. Aber auch so war das Einlassen auf die Kultur so stark, dass ich bei meiner Ankunft in Australian fast ein Kulturschock hatte und mich zudem am Anfang unzählige Male verbeugte… Ich möchte mein weiteres Fazit dieses Mal nicht in positiv und negativ aufteilen sondern in wichtige Themen gliedern und dazu meine Erfahrungen weitergeben. Ich glaube, dass dies für andere schlussendlich nützlicher ist. Bitte fügt Eure Tipps als Kommentare hinzu. Danke!
Menschen: Die Japaner (und andere Menschen gibt es in Japan nur sehr wenige) sind ausgesprochen freundlich und sehr hilfsbereit. Sie sind aber auch sehr scheu und manchmal etwas stur. Das bedeutet, dass man nur sehr wenig direkt angesprochen wird und selbst die Initiative übernehmen muss. Wenn man Hilfe braucht, dann muss man sich diese holen. Und da die meisten hier kein Englisch sprechen und nur sehr wenig Englisch verstehen, braucht man dazu auch viel Gestik und andere Hilfsmittel. Und wenn etwas nicht erlaubt ist, dann macht es wenig Sinn darüber diskutieren zu wollen.
Regeln: Japan ist auch das Land der Regeln. Praktisch für alles im täglichen Leben gibt es eine Regel. Und einige davon werden strikt durchgesetzt (z.B. Fahrräder im Zug). Es ist völlig egal, ob das nun sinnvoll ist oder nicht. Manche Regeln (Fahrradverbot auf manchen Gehsteigen) werden aber auch komplett ignoriert. Am Besten fährt man mit gesundem Menschenverstand und etwas Rücksicht. Als Ausländer hat man zudem den Vorteil, dass man sich relativ viel leisten kann. Man sollte das aber auch nicht ausnützen sondern einen guten Eindruck hinterlassen. Freundlichkeit und Harmonie ist sehr wichtig in Japan. Zur Vorbereitung kann ich folgendes Buch sehr empfehlen Etiquette Guide to Japan: Know the Rules That Make the Difference! (Link zu Amazon.de)
Sicherheit/Kriminalität: Japan ist ausgesprochen sicher. Es gibt wohl kein anderes Land, wo man sein Schweizer Messer an einer Strasse liegen lassen kann und es fast 24 Stunden später immer noch dort vor findet. Das ist natürlich enorm angenehm, speziell wenn man alleine reisst und nicht immer auf sein Zeugs aufpassen kann. Man sollte aber trotzdem vorsichtig sein und seine Wertsachen nicht offen herum liegen lassen… Man weiss nie. Vielleicht kommt auch mal ein Nicht-Japaner vorbei ;-). Und ja, von den Folgen des Tsunamis und der Atomkatastrophe in Fukushima von 2011 merkt man nur sehr wenig, z.B. indem man zum Strom sparen oder zum Spenden für die Erdbebenopfer aufgerufen wird.
Transport/Verkehr: Bahn und Bus sind in Japan ausgezeichnet ausgebaut. Man kommt damit fast überall hin. So weit so gut. Fahrräder werden aber grundsätzlich nicht transportiert, ausser sie sind eingepackt. Dazu kann man in Bikeshops einen speziellen Sack kaufen. Die Frage ist nur, ob sein eigenes Fahrrad auch darin Platz findet… Ich habe es nicht ausprobiert, da ich keine Lust hatte mein Fahrrad auseinander zu nehmen. Der Transport speziell in den Shinkansen (Bullettrain) ist auch ziemlich teuer. Wenn man viel mit dem Zug reisen will, dann lohnt sich evtl. ein JR-Railpass. Den kann man aber nur im Ausland kaufen. Die Strassen sind meist gut ausgebaut und die Autofahrer fahren mehrheitlich sehr vorsichtig und nehmen Rücksicht auf Velofahrer. Die Strassen sind aber auch sehr eng und da kann es speziell mit Lastwagen recht unangenehm werden. Diese nehmen eher weniger Rücksicht… Am Strassenrand hat es zudem relativ häufig offene Wasserrinnen. Ein Sturz da hinein kann fatal sein. Also unbedingt aufpassen.
Essen: Essen gibt es fast überall und es muss auch gar nicht sehr teuer sein. Es ist zudem praktisch immer gut. Ich persönlich wurde ein grosser Fan der Kette Sukiya. Dort gibt es Reis mit Fleisch und/oder Gemüse für um die 500 Yen (etwa 6 USD). Der Reis hat den Vorteil, dass er nicht aufliegt. Dies im Gegensatz zu Burger und Fritten. Davon rate ich eher ab. Sushi zum Mittagessen war auch nicht so mein Ding… Praktisch in jedem Ort findet man zudem einen Convenience Store. Diese bieten die wichtigsten Nahrungsmittel und auch verschiedene Mahlzeiten zum Mitnehmen. Sie sind zwar teurer als ein normaler Supermarkt, dafür haben sie bis zu 24 Stunden am Tag offen. An mindestens jeder zweiten Strassenecke befindet sich im Weiteren ein Getränkeautomat. So viele wie in Japan habe ich noch nirgends gesehen. Man verdurstet also sicher nicht.
Unterkünfte: Japan bietet das ganze Spektrum von kostenlosen Zeltplätzen bis zu sündhaft teuren Hotels. Wenn man kein Japanisch kann, dann ist es manchmal schwierig eine Unterkunft zu finden. Strassenschilder helfen da nur bedingt weiter. Um Zeltplätze zu finden, habe ich die Touring Mapple Karten genutzt. Dort sind viele Zeltplätze eingetragen. Je nach Saison können diese aber schon geschlossen sein. In den grösseren Ortschaften findet sich häufig auch ein Hostel. Diese können z.B. über Hostelworld etc. gebucht werden. Ich musste leider einige Male die Erfahrung machen, dass alle Betten bereits ausgebucht waren. Frühzeitiges buchen lohnt sich also. Eine Alternative zu Hostels sind Business Hotels. Diese findet man z.B. über booking.com. Sie sind teurer als ein Hostel aber erheblich günstiger als normale Hotels. Die günstigste Variante ist natürlich wild zu campieren. Ich fand dies aber immer ziemlich schwierig, da Japan extrem dicht besiedelt ist und man deshalb in Parks etc. übernachten muss. Zwar ist Japan enorm sicher und die Wahrscheinlichkeit, dass man von der Polizei weggewiesen wird ist eher klein. Man muss aber selbst wissen, ob es das Richtige für einen ist. Ein paar Tipps sind hier zu finden.
Geld/Kreditkarten: Kreditkarten sind in Japan eher unbekannt. Zwar kann man in den grösseren Supermärkten und Hotels auch mit Karte zahlen. Ansonsten ist man aber auf Bargeld angewiesen. Die normalen Bankomaten (ATMs) unterstützen aber keine ausländischen Karten. Eine grosse Ausnahme ist da die Japanische Post (habe ich nicht ausprobiert) und die Convenience Store Kette 7i (auch bekannt als SevenEleven). Da man praktisch überall 7i findet, habe ich mein Bargeld immer dort bezogen. Speziell wenn man sich aber in den Bergen aufhält, sollte man genügend Bargeld mitnehmen.
Karten/GPS: Ausserhalb der grossen Städte (und manchmal auch dort) sind praktisch alle Schilder auf Japanisch angeschrieben. Wenn man kein Japanisch kann, dann wird es schwierig. Eine Alternative ist ein GPS zu nutzen. Ich setzte auf eine Kombination davon. Als Karten empfehlen sich die Touring Mapple. Diese findet man z.T. in Buchläden z.B. in Einkaufszentren. Zwar sind auch diese grösstenteils in Japanisch aber grössere Städte sind z.T. auch in unserem Alphabet angeschrieben. Zudem haben die grösseren Strassen Nummern (unsere Zeichen), die man dann auch wieder in den Karten findet. Zusätzlich zu den Karten nutzte ich Google Maps auf meinem Smartphone. So wusste ich immer, wo ich war und konnte entsprechend in den Karten nachschauen. Goggle Maps braucht aber eine Internetverbindung (siehe Internet/Telefon).
Internet/Telefon: Die meisten Hostels bieten kostenloses wifi (WLAN, drahtloses Internet) an. Ebenso manche Hotels. Häufig ist aber auch noch nur drahtgebundenes Internet zu finden. Ansonsten ist die wifi Abdeckung definitiv nicht mit den USA zu vergleichen und eher schwierig zu finden. Eine Alternative ist Internet über das Mobilfunknetz (UMTS). Ich nutzte dazu eine Prepaidkarte von B-Mobile. Diese war mit 3’900 Yen für jeweils zwei Wochen ziemlich teuer. Dafür hatte ich an den meisten Orten Abdeckung und konnte somit Google Maps für die Navigation nutzen. Diese Unterstützt aber nur den Internetzugang, sprich man kann damit keine SMS versenden oder Telefonieren (ausser über Skype). Eine weitere Möglichkeit ist ein Mobiltelefon zu mieten. Informationen zu den Anbietern gibt es hier.
Bäder/Onsen: Was man definitiv nicht verpassen sollte sind die Onsen (Japanische heissen Bäder). Man findet diese an sehr vielen Orten und auch in den verschiedensten Preiskategorien. Und es ist auch gar nicht so kompliziert, wie es manchmal heisst. Auch hier ist gesunder Menschenverstand gefragt. Das Wichtigste ist, dass man sich ausgiebig wäscht, bevor man in das heisse Bad steigt. Man badet grundsätzlich nackt aber heutzutage sind die meisten Bäder Geschlechter getrennt.
Fazit
Japan ist definitiv eine Reise wert. Je länger, desto besser. Ob das Fahrrad dafür das Richtige Verkehrsmittel ist, ist eine andere Frage. Japan ist sehr stark besiedelt. Das heisst, man fährt häufig durch Städte und es hat viel Verkehr. Besser sieht es in den Bergen (sehr hügelig) und den weniger besiedelten Inseln wie Kyushu aus. Ich würde zudem nicht alleine reisen, da man schon sehr einsam werden kann (ausser man sucht gerade das…). Ich bereue es jedenfalls nicht, mich sechs Wochen auf dieses Land eingelassen zu haben, auch wenn es nicht immer einfach war.
PS: Die beste Seite für Fahrradtouristen in Japan ist diese hier: http://www.japancycling.org/