Neuseeland ist ja bekannt als Destination für Fahrradtouren. Das Reisen ist dann auch ziemlich einfach und wenn man des Englisch mächtig ist auch sprachlich problemlos. Ausser man erwische jemanden mit einem sehr starken Kiwi Akzent… Ich hatte eine sehr gute Zeit in Neuseeland und habe nicht viel Grund zum Klagen. Das einzig Negative war, wie an vielen anderen Orten auch, der Verkehr. Man merkt leider immer mal wieder, dass die Kiwis nur selten selbst mit dem Fahrrad unterwegs sind (sie nennen es ja auch Pushbike) und deshalb auch nicht soviel Erfahrung damit im Verkehr haben. Aber auch die Touristen mit ihren Vans und Camper sind leider häufig nicht viel besser. Deshalb heisst es auf der Strasse schlicht und einfach aufpassen. Und eine Leuchtweste ist definitiv auch empfehlenswert um gut sichtbar zu sein.
Ich möchte mein weiteres Fazit wiederum nicht in positiv und negativ aufteilen sondern in wichtige Themen gliedern und dazu meine Erfahrungen weitergeben. Ich glaube, dass dies für andere schlussendlich nützlicher ist.
Menschen: Die Kiwis (die Einwohner von Neuseeland und nicht die Frucht oder der Vogel) sind sehr freundliche und auch hilfsbereite Menschen. Ich wurde doch einige Male auf dieser Reise zu Kaffee, Glace etc. eingeladen. Und dies fast ausschliesslich von älteren Kiwis. Viele Touristen scheinen irgendwie zu beschäftigt mit sich selbst zu sein um auch noch mit anderen Reisenden in Kontakt zu treten, was eigentlich doch sehr schade ist. Ich habe mir jedenfalls vorgenommen dies besser zu machen, wenn ich selbst wieder einmal in dieser Situation sein werde.
Sicherheit/Kriminalität: Ich hatte keinerlei Probleme diesbezüglich. Aber wie überall sollte man seine Wertsachen nicht herumliegen lassen und auch sein Fahrrad abschliessen.
Transport: Die Bahnverbindungen in Neuseeland sind etwas limitiert und z.T. auch ziemlich teuer. Dafür ist die Mitnahme von Fahrrädern unkompliziert. Die meisten Orte sind per Bus (InterCity, Naked Bus, AtomicShuttle) erreichbar und dies ist im Allgemeinen auch günstiger. Der Platz für’s Fahrrad sollte reserviert werden und z.T. ist es nötig, dass die Räder und Pedale entfernt und die Kette abgedeckt wird. Das ist aber immer wieder etwas anders. Am Besten fragt man bei der Buchung und ist rechtzeitig an der Haltestelle. Auch auf diversen Schiffsverbindungen ist es möglich das Fahrrad mit zu nehmen. Dies z.B. zwischen der Nord- und Südinsel (InterIslander, BlueBridge).
Verkehr: Den Verkehr habe ich persönlich etwas unterschätzt. Ausserhalb der Zentren hält er sich zwar meist in Grenzen aber die Strassen sind häufig eng und haben keinen Ra(n)dstreifen. Zudem ist die Geschwindigkeitslimite typischerweise 100km/h. Mann muss deshalb doch meist sehr aufpassen und gegebenenfalls auch anhalten um gefährliche Situationen zu vermeiden. Von dem her empfiehlt es sich die Transitrouten zu meiden und wo möglich auf Nebenstrassen auszuweichen. Die sind meist auch interessanter. Nicht alle Strassen sind asphaltiert. Dies sollte man bedenken, wenn man sein Material zusammen stellt. Im Aufbau Begriffen ist der New Zealand Cycle Trail. Der Fokus scheint mehr Richtung Mountainbiking zu sein und weniger darauf, dass Neuseeland als solches Fahrrad freundlicher wird. Es ist deshalb ein wenig ein Flickwerk, aber es lohnt sich trotzdem dort mal rein zu schauen.
Essen: Essen gibt es fast überall zu kaufen und man muss grundsätzlich nicht grosse Mengen transportieren, ausser man ist in abgelegeneren Orten unterwegs. Das Hahnenwassser ist praktisch immer trinkbar, ausser auf den einfacheren DOC Zeltplätzen. Wasser aus Flüssen und Seen sollte man nur trinken, wenn man es entsprechend behandelt hat, da in Neuseeland Giardia vorkommt und viele Gebiete zudem landwirtschaftlich genutzt werden. Auf vielen Zeltplätzen (ausser den DOC Zeltplätzen) hat es eine Küche mit Kochgelegenheit, bei denen aber z.T. keine Pfannen etc. vorhanden sind. Ein eigener Kocher ist aber nur notwendig, wenn man in abgelegeneren Orten unterwegs ist.
Unterkünfte: Neuseeland bietet das ganze Spektrum von kostenlosen Zeltplätzen bis zu teuren Hotels. Bei den Zeltplätzen bieten sich speziell die Plätze des Department Of Conservation DOC an, da sie häufig an schönen Orten liegen und zu dem günstig sind. Eine etwas teurere Alternative sind die diversen Motorcamps, z.B. Kiwi Holiday Parks und Top10. Eine Möglichkeit sind natürlich auch die vielen Hostels (z.B. von BBH und YHA/HI). Bei einigen kann man auch zelten, was dann etwas günstiger ist und einem den schnarchenden Nachbar erspart. Zudem kann man so auch die Infrastruktur des Hostels nutzen. Wild zelten ist eher etwas schwierig, da praktisch alles Land landwirtschaftlich genutzt wird. Aber auch das ist grundsätzlich möglich. Eine gute Übersicht zu den verschiedenen Camping Möglichkeiten bietet Rankerz.NZ. Eine andere Variante ist natürlich noch Warmshowers und Couchsurfing.
Geld/Kreditkarten: Kreditkarten sind in Neuseeland recht weit verbreitet. An abgelegenen Orten kann es aber sein, dass man nur mit Bargeld zahlen kann. Zudem werden ausländische Karten nicht von allen Bankomaten (ATMs) unterstützt. Es empfiehlt sich deshalb immer genug Bargeld dabei zu haben, speziell z.B. an der Westküste der Südinsel.
Karten/GPS/Bücher: Es empfiehlt sich eine eine Strassenkarte dabei zu haben. Solche bekommt man z.B. in Buchläden. Ebenfalls sehr empfehlenswert sind die zwei Bände des Pedallers‘ Paradise (je ein Buch für die Nord- und die Südinsel). Diese enthalten zu den meisten Strecken eine Beschreibung und auch ob es unterwegs Einkaufsmöglichkeiten und Unterkünfte gibt. Diese Bücher sind ebenfalls im Buchhandel erhältlich oder direkt beim Autor. Ich persönlich nutzte zudem diverse Apps auf meinem Smartphone. Dazu gehörten: Google Maps, Nestfinder, CamperMate, Locus Map, etc. Speziell bei den Apps ändert sich vieles sehr schnell und es lohnt sich immer mal wieder nach was Neuem zu suchen. Bei den online Karten lohnt es sich diese bereits zu Hause auf sein Smartphone zu laden, da diese recht gross sind und dies in Neuseeland deshalb ziemlich teuer werden kann.
Internet/Telefon: Die meisten Hostel und auch diverse Motorcamps und Holiday Parks bieten WLAN an, wobei es häufig nicht kostenlos is (z.T. auch ziemlich teuer) eine Alternative ist der Internetzugang über das Mobilnetz. In diesem Fall sollte man sich aber eine lokale Prepaid SIM Karte organisieren und ein Datenpaket kaufen. Dabei ist zu beachten, dass das eigene Smartphone die vom jeweiligen Anbieter genutzten Frequenzen auch unterstützt. Eine Liste von Anbietern ist hier zu finden.
Aktivitäten: Neuseeland ist das Land mit den unbegrenzten Outdoor-Aktivitäten. JedeR findet da etwas nach dem eigenen Geschmack, sei es Wandern (trampen heisst das hier), Kajaken, Riverrafting, … Schlussendlich ist es nur eine Frage der vorhanden Zeit und der finanziellen Möglichkeiten. Etwas ist Neuseeland aber nicht: günstig. Zum Teil gibt es Rabatte z.B. für HI Mitglieder. Die einzelnen Anbieter weisen einem aber nicht darauf hin…
Wetter: Das ist ein Thema für sich. Schlussendlich muss man in Neuseeland mit allem rechnen. Es kann sehr schön und trocken sein (wie im Sommer 2012/2013) oder auch sehr regnerisch und kalt. Auch mit Wind muss man leben können. Typischerweise blässt er von West/Südwest aber er kann auch mal drehen, speziell wenn sich das Wetter ändert. Der Wetterbericht ist so eine Sache und man sollte ihn nur als eine Tendenz ansehen. Schlussendlich kann es auch anders kommen. Oder so wie es viele andere schon gesagt haben: Der Wetterbericht ist eigentlich meist korrekt; nur mit dem Tag stimmt es nicht immer. Schnee gibt es praktisch nur in den Bergen. Dafür kann es den auch mal im Sommer geben.
Beste Reisezeit: Grundsätzlich kann man in Neuseeland das ganze Jahr mit dem Fahrrad unterwegs sein. Die Hauptreisezeit ist aber wohl zwischen Oktober und Mai. Speziell um Weihnachten und Neujahr bis Ende Januar kann es etwas eng werden, da dann auch die Kiwis in den Sommerferien sind. Es empfiehlt sich dann speziell die Fähren frühzeitig zu reservieren (auch für Fahrradfahrer!).
Fazit
Neuseeland ist definitiv eine Reise wert und die sollte besser nicht zu kurz sein. Es wäre sehr schade, wenn man durch das Land hetzen müsste. Weniger wäre dann mehr. Ob man all das mit dem Velo machen will ist eine andere Frage. Neuseeland ist nicht flach und es bläst einem auch immer mal wieder der Wind entgegen. Aber ein gutes Training ist es alle mal ;-).