Geschafft: Cochrane – Tortel – Villa O’Higgins, Teil 1


Nach nun total etwas mehr als 1’550km bin ich am Donnerstag in Villa O’Higgins, dem Endpunkt der Carretera Austral, angekommen. Die letzten fünf Tage waren härter als ich gedacht habe. Dies speziell auch, da das Wetter wieder mal umgeschlagen hat. Nachfolgend die Details.

Cochrane – Lago Vargas
Am Sonntag ging es endlich wieder weiter Richtung Süden. Aber meine Motiviation war nicht mehr so gut und ich war langsam aber sicher etwas müde. Nichts desto trotz machte ich mich auf den Weg, bei bewölktem Himmel aber sogar noch etwas Sonne. Nach etwas mehr als einer Stunde wurde ich abrupt durch eine Panne gestoppt, konnte aber danach glücklicherweise weiterfahren.
Das Wetter verschlechterte sich aber zusehens und Regen und Wind kam auf. Ich war aber trotztem einigermassen guten Mutes, da es an meinem Tagesziel einen Zeltplatz haben sollte. Einen Zeltplatz hatte es denn auch tatsächlich. Nur als ich dort in strömendem Regen ankam, war er geschlossen und es sah auch nicht so aus, als ob er diese Saison jemals offen gewesen wäre. Glücklicherweise fand ich auf der anderen Strassenseite etwas versteckt einen Unterstand für ein Auto, den ich zu meinem Zeltplatz erklärte. Wenigstens war es so trocken und Wasser gab es in einem nahen Bach ebenfalls.

Lago Vargas – Caleta Tortel
Es regnete die ganze Nacht und dies war meiner Stimmung natürlich nicht sehr zuträglich. Ich machte mich bei leichtem Regen trotzdem auf den Weg südwärts und halte auch Ausschau nach besseren Übernachtungsmöglichkeiten als die meine. Die gibt es aber leider nicht wirklich. Nach einigen Kilometer hat es nochmals ein Camping-Schild; dieser machte aber auch nicht einen wirklich offenen Eindruck.
Nach etwas mehr als 20 Kilometer erreiche ich die Kreuzung Richtung Caleta Tortel. Eigentlich hatte ich geplant weiter Richtung Süden zu fahren und Caleta Tortel links liegen zu lassen. Nur bin ich in der Zwischenzeit ziemlich durchnässt und habe kalt. Und da in meinem Führer steht, dass die Piste nach Tortel leicht zu fahren sei, entscheide ich mich kurzfristig doch dorthin zu fahren. Dies auch, da ich sonst gleich über einen 400m hohen Hügel hätte fahren müssen und mir die Kraft und die Motivation dazu im Moment schlicht fehlte.
Relativ rasch zeigte sich aber, dass mein Entscheid nach Tortel zu fahren nicht wirklich ein guter war. Die Piste wurde gerade wieder mit einem dieser Fahrzeuge bearbeitet und zusammen mit dem Regen ergab dies eine extrem schwer zu befahrerene Masse. Ich kam mir zum Teil vor, als ob ich in einem Flussbett unterwegs wäre, nur dass das Wasser fehlte. Für die gut 23 km brauchte ich dann auch fast drei Stunden… Ich kann es also nicht empfehlen in Regenwetter nach Caleta Tortel zu fahren. Jedenfalls nicht mit einem Velo.
Als ich dort ankam, wollte ich von der Touristinformation nur noch wissen, welches das nächste Hospedaje sei. Ich hatte nicht mehr die Kraft mein Gepäck über all die Stege, für die Caleta Tortel bekannt ist, zu tragen. Später im Verlaufe des Tages traf mit Wanda noch eine Schweizerin mit dem Bus ein. So hatte ich wenigstens noch eine Gesprächspartnerin. VelofahrerInnen habe ich schon länger nicht mehr gesehen.

Caleta Tortel – Rio Bravo
Am Dienstag Morgen ging es dann die gleiche Strecke wieder zurück. Am Anfang ohne Regen, der aber später wieder einsetzte. Dafür unterstützte mich etwas der Wind. So brauchte ich dann „nur“ noch etwa zwei Stunden für die 23 km. An der Kreuzung traf ich dann auf Mariet und Simon aus Frankreich. Sie starteten in Quito und sind ebenfalls mit dem Velo unterwegs nach Süden. All mein Klagen über die Strasse nützte nichts. Sie entschieden sich trotzdem nach Tortel zu fahren. Sie sollen einfach nicht sagen, ich hätte sie nicht gewarnt ;-).
Für mich ging es erstmal die 400m hoch. Und die hatten es definitiv wieder einmal in sich mit heftigen Steigungen, Strassenarbeiten und all dies gewürzt mit Regen. Meine Motivation war aber, dass es am Fähranleger in Puerto Yungay einen kleinen Kiosk gebe, an dem feine Empanadas angeboten werden. So stand es jedenfalls in meinem Carretera Austral Buch und auch im LonelyPlanet. Als ich dort aber ziemlich durchnässt ankam, war der Kiosk und der dazugehörige Warteraum geschlossen und blieb es auch bis zur Abfahrt der Fähre 90 Minuten später. So stand ich dann alleine frierend in einem kleinen Unterstand während die wenigen Autofahrer und Lastwagenfahrer sich in ihre Fahrzeuge verkrochen. Und obwohl die Fähre schon bei meiner Ankunft dort stand, durfte ich nicht drauf. Meine Stimmung erreichte so ziemlich den Tiefpunkt…
Nach einer gut 50 Minütigen Fahrt erreichten wir den anderen Anleger Rio Bravo. Und während in Puerto Yungay wenigsten etwa 4 Häuser und ein Armeestützpunkt stehen, gibt es in Rio Bravo rein gar nichts. Nicht ganz, es gibt auch dort einen schönen Warteraum. Nur war er auch der geschlossen. Macht auch sehr viel Sinn, oder? Es war nun bereit 19 Uhr, es regnete und ich hatte kalt. Ich wollte nur eines: eine Unterkunft oder wenigstens einen Platz zum Zelten. In der Nähe der Fähranlegers ist aber nicht daran zu denken, da es erst viel zu steil und nachher viel zu nass war. Dank einem Hinweis von einem Bewohner eines Baucamps auf dem Weg (die aber ebenfalls keinen Platz für mich hatten) fand ich nach etwa acht Kilometer eine nicht vollendete Cabaña (Hütte), in der ich meinen Schlafsack aufschlug. Wenigstens war es hier trocken.


Über Stefan

I'm a telecommunication engineer by profession and like to discover the world by bike. I think, that it is the perfect speed to move but still be in touch with the world and the people which live there. And I'm very happy, that my wife Susanna is joining me now on those adventures. If you are interested in other journeys we did so far, please also check my website www.biketravel.net. Stefan, Switzerland

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