Vulkane Teil 2: Unzen & Aso


Aso KraterIn der Zwischenzeit bin ich in Fukuoka angekommen und habe damit mein Velofahr-Ziel in Japan erreicht. Dies nach etwas mehr als 1’650km was mich zu einem Total von gut 9’600km bringt. Die 10’000er Marke ist also in Griffweite :-). Nun muss das Velo noch verpackt werden und dann geht es per Flugzeug nach Osaka und ein paar Tage später weiter nach Australien. Die letzten paar Kilometer bis hierher waren aber auch noch interessant und ich möchte sie Euch nicht vorenthalten ;-).

Unzen
Eigentlich hatte ich den Vulkan Unzen schon etwas aufgegeben, da mich die Route zum Vulkan Aso durch die Berge und damit nicht beim Unzen vorbei führen sollte. Aber wie im letzten Eintrag geschrieben, hatte das mit den Bergen nicht so geklappt und so landete ich halt doch in Kumamoto, welches gleich gegenüber der Halbinsel Unzen liegt.

In der Nacht vor meinem geplanten Tagesausfluges regnete in Strömen. Und auch am frühen Morgen regnete es weiter. Ich musste mich ziemlich motivieren, trotzdem mit dem Velo zum gut 15km entfernten Fährhafen zu fahren. Aber kaum kam ich dort an, hörte der Regen auf und die Sonne zeigte sich. Die Fährfahrt dauerte lediglich 30 Minuten und mein Velo wurde im Bauch des Schiffes so gut gesichert, wie bisher noch nie (siehe Bild unten). Das „spektakuläre“ dieser Insel ist ihr Vulkan. Im Moment ist er ruhig, aber 1990/1991 war das anders. Da erwachte er aus einer längeren Ruhephase (siehe hier für einen ausführlichen und lesenswerten Beschrieb in Englisch). Das Spezielle an diesem Vulkan ist, dass die zähflüssige Lava in seinem Krater einen Pfropfen (einen sogenannten Dom) bildet. Dieser wächst während der aktiven Phase ständig, wird irgendwann instabil, zerbricht und dann bilden sich mehrere Hundert Grad heisse Glutlawinen, die die Hänge hinab schiessen. Diese Glutlawinen sind weltweit eher selten aber zugleich sehr gefährlich. Das war auch der Grund, weshalb das bekannte Vulkanologenpaar Katja und Maurice Krafft 1991 zum Unzen reisten. Sie wollten diese Glutlawinen filmisch dokumentieren und damit an anderen Orten auf dieser Welt die Bewohner rund um Vulkane warnen. Am 3. Juni 1991 bezogen sie deshalb mit 41 anderen (meist Journalisten) einen Ort etwas näher am Vulkan. Kurz darauf kollabierte der Dom und eine gewaltige Glutlawine schoss die Hänge hinab (siehe auch dieses Video). Die Kraffts und die anderen Menschen hatten keine Chance und waren innert Sekunden tot. Total forderte die aktive Phase des Vulkans in den 90er Jahren 44 Tote. 43 davon in einem einzigen kurzen Augenblick.

Ihr fragt Euch nun vielleicht, wieso ich mich so für den Unzen bzw. diesen Ausbruch interessiere. Und die Antwort ist einfach: Die die mich kennen wissen, dass ich mich neben vielem anderem für Vulkane (und andere Naturgewalten) interessiere. Und die Bücher und Filme der Kraffts waren ein wichtiger Grund, weshalb ich mich überhaupt damit zu beschäftigen begann :-). Und so war es für mich natürlich naheliegend diesem Vulkan einen Besuch abzustatten.

Wie gesagt ist er im Moment nicht aktiv. Es ist aber trotzdem sehr eindrücklich am Fusse des Vulkans zu stehen, seinen noch immer bestehenden und dampfenden Dom zu bestaunen und auch einige der damals beschädigten Gebäude zu besuchen. Dazu gehörte eine versengte Grundschule etwas weiter oben am Berg und ein paar verschüttete Häuser in der Nähe des Meeres. Bilder dazu findet Ihr in der Gallerie. Am späteren Nachmittag ging es schliesslich mit der Fähre zurück aufs Festland.

Aso
Am nächsten Tag ging es weiter Richtung Vulkan Aso bzw. in seine gigantischen Caldera (Einbruchskrater, der zwischen 20 und 30km breit ist). Und es war nicht wirklich mein Tag. Mir fehlte definitiv die Kraft. Vielleicht brauchte ich doch langsam eine Pause. Die würde es ja spätestens in Fukuoka geben. Es waren weniger als 50km, aber es war trotzdem ein Kampf: Ich gegen mich selbst. Schlussendlich erreichte ich Aso Station und bezog das beste Hostel, dass ich bis jetzt gesehen hatte. Und auch die Besitzer waren ausgesprochen freundlich und hilfsbereit. Ich buchte gleich mal vier Nächte im Aso Base Backpackers. So lange war ich schon länger nicht mehr an einem Ort, aber ich brauchte dies dringend.

Nach einem Ruhetag stand der Vulkan Aso auf dem Programm. Und es regnete mal wieder. Da der Wetterbericht für die nächsten Tage noch schlechter war, fuhr ich trotzdem in meinen Regensachen los. Und da ein Vulkan meist auch ein Berg ist, ging es gleich mal aufwärts. Aber so fast ohne Gepäck war es ein richtiges Vergnügen. Nach etwas mehr als eine Stunde erreichte ich den Verpflegungs- und Museumsposten kurz vor dem eigentlichen Vulkan. Der Berg war ziemlich Wolken verhangen, weshalb ich es mir erst mal in einem Restaurant mit Sicht auf den Vulkan gemütlich machte. Mein Tshirt war tropfnass…

Nach gut zwei Stunden besserte sich das Wetter und ich machte mich auf den Weg. Automobilisten haben für die letzten paar Hundert Meter die Wahl zu Fuss zu gehen, eine Pseudoseilbahn zu nutzen oder eine Gebühr für die Strasse zu bezahlen. Velofahrer dürfen die Strasse gratis benutzen. Und so erreichte ich den Krater des Aso’s auf meinem Drahtesel. Zwar ist auch dieser Vulkan im Moment nicht sehr aktiv, aber in einem seiner Krater hat sich ein schöner blauer See gebildet und es dampft eindrücklich. Mit hunderten anderer bestaunte ich das Spektakel, machte viele Bilder und auch einen Zeitraffer. Dann ging es in einer rasanten Fahrt zurück ins Hostel.

Kurokawa Onsen
In Japan hat es unzählige heisse Bäder, sogenannte Onsen. Aber zu meiner Schande hatte ich es erst in Aso geschafft ein solches auch zu besuchen. In der Nähe von Aso liegt der Ort Kurokawa und dieser ist voll von solchen Onsen. Und da ich Nachholbedarf hatte, entschied ich mich mit dem Bus dorthin zu fahren und diese ausgiebig zu testen. Das ist umso einfacher, da man bei der Touristinfo einen Pass zu1’200 Yen (gut 15 USD) bekommt, mit dem man drei Onsen seiner Wahl besuchen kann. Und die Besitzerin des Hostels in Aso hatte mir natürlich auch gesagt, welches die Besten sind (die Namen habe ich leider vergessen…). So begann ich meine feuchte Tour. Und als ob drei Onsen in einem Tag nicht schon genug nass wären, regnete es auch noch die ganze Zeit. Das erste Onsen hatte ein Geschlechter getrenntes Innenbecken und zwei gemischte Aussenbecken. Alles sehr schön und ich hatte überraschenderweise auch alle Becken für mich alleine. Leider auch die gemischten Aussenbecken ;-). Nach einem ausgiebigen Bad ging es weiter. Das nächste Onsen war etwas ausserhalb des Ortes und es hätte einen Shuttlebus dorthin gegeben. Da ich mich aber doch noch etwas bewegen wollte, ging ich zu Fuss. Jenes hatte nur ein grosses, getrenntes Aussenbecken und war ziemlich voll. Mir persönlich zu voll und ich war natürlich wieder einmal der einzige Nichtjapaner… Mein Aufenthalt war deshalb eher kurz. Es war auch schon deutlich nach Mittag und ich hatte Hunger. Zurück in den Ort ging es mit dem Shuttlebus. Ich war der einzige Kunde. Vor dem nächsten Onsen stärkte ich mich in einem kleinen Restaurant. Auf dem Weg dorthin rief mir eine Japanerin zu. Sie war in einem der Onsen auf der gegenüberliegenden Flussseite und wollte wohl ein Bild von ihr im Bad mit dem komischen Ausländer im Hintergrund auf der anderen Flussseite. Ich tat ihr den Gefallen und blieb stehen :-). Nach dem Essen ging es ins letzte Onsen des Tages. Dessen getrennte Becken waren alle draussen, aber trotzdem mehr oder weniger gedeckt. Ich genoss auch dieses Bad, hatte danach aber definitiv genug und machte mich auf dem Weg zum Bus und damit zurück zum Hostel. War das ein anstrengender Tag!

Aso – Fukuoka
Und dann kamen die letzten beiden Velotour-Tage in Japan. Die Strecke war mittelmässig spannend, wobei die Fahrt aus der Aso Caldera hinaus noch recht schön, wenn am Anfang auch recht steil, war. Danach nahm der Verkehr immer mehr zu. Übernachtung war in der Stadt Hita in einem einfachen Business Hotel. Yoshi, der Besitzer des Hostels in Aso, hatte dieses für mich reserviert. Ihre Webseite war komplett in Japanisch…

Der letzte Tag war dann schon etwas besonders. Ich kam nie richtig in die Gänge. Wahrscheinlich wollte ich doch nicht, dass es schon vorbei war. Schliesslich erreichte ich das Hostel in Fukuoka und war nicht unbedingt positiv überrascht. Ist noch schwierig, wenn man vom perfekten Hostel in ein mittelmässiges kommt.

Und hier heisst es nun mal vor Allem Zeugs sortieren, waschen, putzen (die Australier und Neuseeländer nehmen es an der Grenze genau), Velo verpacken und dann geht es zum Flughafen und erst mal nach Osaka. Nachdem die Kultur bis jetzt etwas kurz kam, möchte ich dies in Osaka, Nara und Kyoto noch etwas nachholen. Zudem hoffe ich, dass sich die Japanischen Ahorne langsam schön rot verfärbt haben.

Das war es also mit Japan bzw. mit Velo fahren in Japan. Ich schreibe sicher noch einen Fazitbeitrag und vielleicht noch einen kleinen zuvor. Aber danke schon mal fürs Lesen!

Viele Grüsse aus Fukuoka,

Stefan

PS: Die besseren Bilder sind wie immer in der Gallerie zu finden. Es kommen wohl in den nächsten Tagen noch ein paar dazu.


Über Stefan

I'm a telecommunication engineer by profession and like to discover the world by bike. I think, that it is the perfect speed to move but still be in touch with the world and the people which live there. And I'm very happy, that my wife Susanna is joining me now on those adventures. If you are interested in other journeys we did so far, please also check my website www.biketravel.net. Stefan, Switzerland

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