Südinsel: Wellington – Christchurch


Auf dem Weg nach KaikouraIn der Zwischenzeit habe ich Christchurch schon wieder verlassen und bin weiter unterwegs Richtung Süden. Auch bis zur grössten Stadt der Südinsel gab es einiges zu erleben und ich habe auch wiederum ein paar interessante Personen kennen gelernt :-).

Tongariro – Wellington – Nelson
Um die Reise wieder einmal etwas zu beschleunigen, nahm ich vom Tongariro National Park aus den Zug nach Wellington. Den Zug deswegen, weil dort der Fahrradtransport sehr einfach ist und man durch Gegenden fährt, wo es keine Strasse hat. Dies im Gegensatz zum Bus, auch wenn dieser günstiger gewesen wäre. Nachdem der Zug mit etwas Verspätung (wegen Bauarbeiten) eintraf ging es weiter Richtung Süden. Über Kopfhörer erfuhr man unterwegs interessante Informationen zur Gegend. So zum Beispiel, dass vor vielen Jahren in 1953 südlich des Nationalparks ein verheerendes Zugunglück geschah. Vom Kratersees des Vulkans Ruapehu ergoss sich dabei, nach Einbruch der Nacht, eine Schlammlawine (ein sogenannter Lahar) Richtung Tal. Dieser zerstörte eine Eisenbahnbrücke. Zwar sah dies ein Autofahrer, aber es gelang ihm nicht mehr den herannahenden Schnellzug Wellington – Auckland rechtzeitig zu stoppen. Dieser stürzte daraufhin in das Flussbett und wurde teilweise von den Fluten mitgerissen. 151 Menschen starben dabei. In der Zwischenzeit wurde ein Alarmsystem aufgebaut, um solche Unglücke in der Zukunft zu verhindern. Und so fuhren wir beruhigt weiter Richtung Wellington, wo wir schliesslich mit gut einer Stunde Verspätung eintrafen.

In Wellington traf ich meinen Finnischen Ex-Mitfahrer Jocke Eriksson nochmals. Er hatte schon mal Tickets für den Film „The Hobbit“ organisiert. Auf dem Weg zum Kino erlebten wir das Wetter von Wellington so mal richtig und wurden ausgiebig geduscht. Aber da der Film gute drei Stunden dauerte, hatten wir ausgiebig Zeit unsere Kleider im Kino zu trocknen. Auf dem Rückweg ins Hostel bekamen wir dann nochmals eine Ladung ab. Willkommen in Wellington.

Nach ein paar Tagen in der Stadt ging es am 17ten Dezember auf die Fähre Richtung Südinsel. Die Weihnachts- und Neujahrszeit ist die Hauptreisezeit in Neuseeland. Frühzeitiges buchen der Fähre ist deshalb ein Muss; auch für Radfahrer. Bei starken Winden querten wir in etwas mehr als drei Stunden die Cook Strait und erreichten Picton auf der Südinsel. Mit dabei auch Helen und ihre Freunde aus den UK. Sie leben aber alle in Wellington und sind über die Festtage mit dem Fahrrad Richtung Westküste unterwegs. Ich hatte ein gutes Gespräch mit ihr und bekam auch schon ein paar Tipps für die Westküste. Da ich mir ein Packet nach Nelson schicken liess, ging es für mich am nächsten Tag in diese Richtung weiter. Es war bedeckt und der Queen Charlotte Sound war deshalb nicht so eindrücklich wie erwartet aber trotzdem schön. Nach einer Übernachtung an der Pelorus Bridge ging es weiter über hügeliges Terrain. Und das war doch ziemlich anstrengend. Unterwegs fuhr ich in der Landschaft draussen an einer dekorierten Tanne vorbei. Ach ja, es war ja bald Weihnachten. Bei den warmen Temperaturen hielten sich die Weihnachtsgefühle aber zurück.

Die nächsten Tage verbrachte ich in Nelson und feierte dort mit vielen Teenagern und Tweens Weihnachten. Das Essen im Hostel war sehr gut. Der Rest hielt sich in Grenzen.

Nelson – Kaikoura
Ursprünglich wollte ich am 26ten Dezember weiter. Aber der Wetterbericht war für diesen Tag sehr schlecht, und so entschied ich mich noch einen Tag länger zu bleiben. Schlussendlich schien aber fast den ganzen Tag die Sonne. Wetterberichte sind hier in Neuseeland mit Vorsicht zu geniessen… Am nächsten Tag ging es schlussendlich doch noch weiter. Bei starker Bewölkung, aber es regnete nicht. Und um die Bewölkung war ich froh, war es doch eine ziemlich anspruchsvolle und lange Etappe. Ich war jedenfalls bei Ankunft in Saint Arnaud ziemlich müde.

Am nächsten Tag ging es weiter Richtung Belheim an der Ostküste. Unterwegs traf ich immer mal wieder eine Kanadierin und eine Schottin, die auf dem gleichen Zeltplatz in St. Arnaud übernachtet hatten und ebenfalls mit dem Fahrrad unterwegs waren. Bei einem Zwischenhalt diskutierten wir mit einem Schweizer Velofahrerpaar über die Fahrweise der Kiwis. Mein Standpunkt war, dass es hier nicht viel schlimmer als an anderen Orten sei, aber auch nicht wirklich besser. Vor allem überholen viele zu schnell und zu eng. Nach dieser Diskussion gingen alle wieder ihre Wege. Etwa 20km vor erreichen des Zieles begann es zu regnen. Auf einen Anhöhe machte ich einen Pause um etwas zu trinken. Im Augenwinkel erregte etwas meine Aufmerksamkeit. Und als ich dorthin blickte sah ich, dass gerade ein Fahrzeug aus der Kurve raus in den nächsten Weinberg hinein geflogen war. Ich fuhr daraufhin dorthin und sah, dass der Zaun zwischen Weinberg und Strasse komplett niedergewalzt war. Das Auto selbst fuhr dem Zaun entlang weiter bis zum nächsten Tor und verliess den Weinberg wieder. Der Autofahrer/die Autofahrerin überprüfte auf der Strasse kurz das Fahrzeug und fuhr weiter. Soviel zum vorhergehenden Thema. Dann wurde mir klar, dass ich durchaus in dieser Kurve hätte sein können, als der Unfall geschah. Auf den letzten Kilometern bis zum Hostel war es mir entsprechend mulmig zumute… Siehe auch die nachstehende Bildserie. Auf einem Ausschnitt eines Bildes ist sogar das Unfallfahrzeug zu sehen…

Courve where the car left the roadDamaged fence after accidentRoad after accident with carClose up of the car involved in the accident

 

Bei schönem Wetter ging es am nächsten Tag weiter durch die Weinberge und dann entlang der Küste Richtung Süden. Unterwegs traf ich die Holländerin Femke. Sie war von Christchurch aus mit dem Fahrrad alleine um die Südinsel gefahren. Ziemlich beeindruckend als erste Velotour. Ihr Ziel war Christchurch und meines ebenfalls. Und so fuhren wir die nächsten Tage bei fantastischem Wetter Richtung Kaikoura. Dies nachdem wir in einer super Unterkunft speziell für Radfahrer übernachtet hatten (Pedalers Rest in Ward, sehr zu empfehlen). Mir wurde von verschiedenen abgeraten diese Strecke zu fahren, da es sehr viel Verkehr hätte. Andere meinten aber auch, dass es eine fantastische Strecke sei. Schlussendlich hatten beide Recht. Die Landschaft war bei schönstem Wetter eine Augenweide. Und auch der Wind war uns mehrheitlich wohlgesonnt. Gleichzeitig wurde die Westküste auf der anderen Seite der Berge von starken Regenfällen heimgesucht… Der Finne Jocke hatte weniger Glück, war er doch an der Westküste unterwegs.

Kaikoura – Christchurch
Kaikoura ist unter anderem bekannt für Whale watching. Ich habe auf dieser Reise ja schon zwei Whale watchings in Alaska absolviert, aber es lohnt sich immer. Deshalb war es natürlich ein Muss auch in Kaikoura auf eine solche Tour zu gehen Speziell auch, da Femke noch nie Wale gesehen hatte. Leider wurde unsere gebuchte Tour am 31. Dezember aber wegen starkem Wind und Wellen abgesagt. Alternative am 1. Januar war entweder 6.45 oder 15 Uhr. 15 Uhr war uns zu spät, da wir noch weiter wollten. So blieb noch die frühe Tour. Sagen wir es mal so: Ich war schon wacher. Aber auch so war es ein fantastischer Tag mit Neujahrs-Sonnenaufgang und dann Whale watching, bei dem wir fünf Wale sahen. Anscheinend muss man hier schon zufrieden sein, wenn man einen Wal sieht… Neujahr war um vielfaches besser als Weihnachten :-). Um die Reise etwas zu beschleunigen, nahmen wir danach den Zug bis Mina/Cheviot, welches gut 120km vor Christchurch liegt. Wir waren die einzigen, die an diesem einsamen „Bahnhof“ ausstiegen. Der Zug hielt extra für uns an :-).

Der nächste Tag war für Femke der letzte Velofahrtag auf ihrer Tour rund um die Südinsel, bevor sie mit einer Freundin noch per Auto die Nordinsel entdecken würde. Es war ein ziemlich langer, windiger Tag und Regen gab es auch noch etwas. Halt das ganze Neuseelandprogramm nochmals kurz zusammengefasst. Und dann waren wir in Christchurch.

Christchurch ist speziell, da die Stadt in den letzten drei Jahren von zwei starken Erdbeben getroffen wurde. Praktisch kein Stein blieb auf dem anderen und sehr, sehr viele Gebäude, speziell im Stadtzentrum, mussten abgerissen werden. Wenn man, wie ich, noch nie dort gewesen ist, dann fallen einem die einzelnen beschädigten Gebäude auf und auch die Schutthalden. Wirklich bewusst wurde mir das Ausmass der Zerstörung aber erst, als ich die alte Stadt auf Google Maps sah. Ganze Strassenzüge sind schlicht nicht mehr vorhanden. Sehr eindrücklich und natürlich verheerend für die BewohnerInnen der Stadt. In der Zwischenzeit haben wenigstens die Erdbeben aufgehört und die Stadt macht sich an den Wiederaufbau. Aber das ist natürlich ein jahrelanges Projekt.

Nun bin ich weiter unterwegs Richtung Süden. Mehr darüber im nächsten Blogeintrag. Ich möchte es aber nicht versäumen, Euch allen noch ein gutes, neues Jahr zu wünschen und hoffe, ihr bleibt mir auch in diesem Jahr noch als LeserInnen erhalten. Noch ist meine Reise nicht zu Ende :-).

Viele Grüsse aus Lake Tekapo,

Stefan

PS: Die schöneren Bilder sind wie immer in der Gallerie zu finden.


Über Stefan

I'm a telecommunication engineer by profession and like to discover the world by bike. I think, that it is the perfect speed to move but still be in touch with the world and the people which live there. And I'm very happy, that my wife Susanna is joining me now on those adventures. If you are interested in other journeys we did so far, please also check my website www.biketravel.net. Stefan, Switzerland

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Ein Gedanke zu “Südinsel: Wellington – Christchurch

  • Bernhard

    Hallo Stefan

    Du scheinst ein richtiger Eisenbahnfahrer zu werden ; )

    Du hast den Film ‚Hobbit‘ gesehen, sind dir etwa noch ein paar Zwerge über den Weg gelaufen ? Irgendwo scheint es viel Gold zu haben………….

    Dann wünsche ich Dir noch viele nette Bekanntschaften und eine gute Weiterreise.

    Gruss Bernhard