Denali: Fairbanks – Anchorage


In der Zwischenzeit sind wir in Anchorage angekommen und auf der Halbinsel Kenai unterwegs. Unsere letzten paar Hundert Kilometer in Alaska.

Fairbanks – Denali
In Fairbanks konnten wir endlich wieder mal unsere Kleider waschen, gross einkaufen und die Annehmlichkeiten einer „Grossstadt“ geniessen. Aber von Fairbanks selbst haben wir leider nicht viel gesehen. Dafür gab es ein schönes Spektakel in der letzten Nacht. Ein netter Nachbar auf dem Campingplatz fragte uns am Abend, ob er uns wecken solle, im Falle dass er Polarlicht in der Nacht sehen würde. Da es in den letzten Wochen in den Nächten viel zu hell dafür war, glaubte ich nicht wirklich dran aber würde mich gerne positiv überraschen lassen. Und so gingen wir schlafen.

Um zwei Uhr früh hörten wir eine geisterhafte Stimme von draussen: „Northern Lights, Northern Lights!“. Und als ich den Reissverschluss des Zeltes öffnete, staunte ich nur: wunderbare grüne Figuren huschten über den Nachthimmel. Ich habe schon mal so was wie Polarlichter vor Jahren im Winter in Norwegen gesehen, aber das hier war viel intensiver. Schnell die Kamera gepackt und raus gings. Polarlichter hatte ich noch nie fotografiert und ich versuchte es mal nach dem „Try and Error“ Prinzip. Aber das Resultat ist nicht allzu schlecht (siehe Gallerie). Hoffentlich würde es in den nächsten Tagen noch mehr davon geben, auch wenn wir leider wieder nach Süden fahren würden (siehe auch den Polarlicht Forecast, dank an meinen Vater für den Link!).

Etwas verspätet ging es am Morgen wieder zurück aufs Velo. Das Wetter war schon mal gut. Dafür windete es wieder einmal. Und die Strecke führte gleich mal den Hügel hoch. Das schreckt uns in der Zwischenzeit aber nicht mehr ab, sondern ist nur noch anstrengend. In der Mitte der ersten grösseren Steigung wurden wir schliesslich von einem unbekannten Autofahrer, der am Rande der Strasse wartete, gestoppt. Er meinte, dass es nun mehrfach ziemlich hoch und runter gehe, sich dann aber in etwa 40 Meilen kurz vor Nenana ein kleines Restaurant befinde. Dort sollen wir uns einen Cheeseburger gönnen. Soweit so gut, aber zu meinem grossen Erstaunen drückte er mir dafür 20 Dollar in die Hand. Wo passiert einem sowas in der Schweiz? Neu motiviert fuhren wir weiter.

Nach einigen Meilen wurden wir wiederum gestoppt; dieses Mal von einer entgegen kommenden Velofahrerin. Sie meinte, dass es in ein paar Meilen einen versteckten Verpflegungsposten ihres Veloclubs gebe. Wir sollten uns dort einfach bedienen. Was war den heute los? Wir kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus, aber waren sehr dankbar für diese Art von Zuwendung. Bisher war das Interesse der anderen Reisenden meist darauf beschränkt zu fragen, wie weit wir den pro Tag so fahren würden oder wir wurden wie im Zoo fotografiert. Ein kaltes Bier an den heissen Tagen oder eine heisse Schoggi im Regen wäre uns lieber gewesen… Aber das war an diesem Tag alles anders und wir genossen die Mittagspause beim Versteck des Fairbanks Veloclubs und später den Burger im Monderosa Restaurant. Thank you very much!!

Am nächsten Tag ging es weiter Richtung Denali. Dieser Tag wird Ines wohl in Erinnerung bleiben. Es windete von Beginn weg heftig von vorne. Wir waren von den gestrigen 90+km schon etwas müde und heute sollten es noch etwas mehr sein. Und dies mit konstantem und ziemlich starken Gegenwind. Es war ein sehr harter Kampf. Nach mehr als 7.5 Stunden reine Fahrzeit erreichten wir schliesslich beim Eindunkeln den Camping in Healy. Und der war eine ziemliche Enttäuschung. Aber wir wollten nur noch schlafen… Zum Glück waren es nur noch etwas weniger als 30km bis zum Denali Nationalpark. Ansonsten hätten wir wohl in Healy einen Ruhetag einlegen müssen. Der schäbige Camping hielt uns aber davon ab. Der Riley Creek Campground im Park war dann auch um Faktoren besser und erst noch günstiger…

Denali
Wir waren uns sicher, dass wir den Denali National Park besichtigen wollen. Die Frage war nur wie. Als wir aber hörten, dass es Bustouren gibt, die fast bis zum Ende der Strasse (Wonder Lake) führen und wieder zurück, entschieden wir uns dafür. Auch wenn dies bedeutete, dass wir bereits um 6.15 bereit stehen mussten und eine 12 stündige Fahrt vor uns hatten. Zur frühen Morgenstunde ging es los. Unser Fahrer war Mike; aber als er anfing in einer sehr monotonen und völlig emotionslosen Art zu erzählen, nannten wir ihn nur noch „The Killer“. Er hätte locker in einem Horrorfilm mitspielen (oder besser sprechen) können… Unterwegs hielten wir immer mal wieder an, um Grizzlies, Caribous, Moose, Dallschafe, Rebhühner etc. anzuschauen. Und natürlich auch den Denali (der offiziel immer noch Mount McKinley heisst). Wir hatten ziemlich Glück mit dem Wetter und es war ein guter, langer Tag. Das einzig wirklich negative war, dass meine Benzinflasche in der Nacht in der bärensicheren Essenskiste auslief und die Bagels deshalb massiv nach Benzin stanken. Wir warfen sie schliesslich weg um uns nicht zu vergiften… Dafür hatten wir für den restlichen Tag nichts mehr zu essen und waren sehr hungrig, als wir am Abend von der Tour zurück kehrten…

Denali – Anchorage
Wir genossen noch etwas die gute Infrastruktur im Park und fuhren dann weiter Richtung Süden. Das Wetter war gut und der Wind hielt sich zurück. Und so erreichten wir gegen Abend den Camping in Cantwell. Da wir langsam aus dem Bereich des Polarlichtes heraus fuhren und es zudem versprach eine klare Nacht zu werden, stellten wir den Wecker auf 2 Uhr früh. Und tatsächlich: Eine wunderbare Show spielte sich am Himmel ab. Die Farben waren ziemlich gleich wie vorher in Fairbanks, aber die Formen völlig anders. Wir genossen und fotografierten. Es war nur empfindlich kalt, weshalb wir uns schlussendlich wieder ins Zelt verzogen. Und schliesslich mussten wir am nächsten Tag auch wieder weiter (wäre aber eine gute Idee gewesen, länger zu bleiben…).

Auch am Morgen war es kalt (der Winter scheint tatsächlich langsam unterwegs zu sein) und wir fuhren vermummt ab. Dazu kam bald auch noch Regen, was es ziemlich unangenehm machte. Schliesslich erreichten wir den Camping Denali North Viewpoint. Leider war die dortige Wasserpumpe entgegen dem Beschrieb nicht mehr in Betrieb. Und weil der nächste Fluss zu weit weg war, mussten wir noch weiter. Das sind halt manchmal die Überraschungen… Nach weiteren 30 Kilometer erreichten wir kurz vor dem Eindunkeln den Camping am Byers Lake. Dieser war im Wald gelegen und ziemlich feucht. Aber immerhin hatte es Wasser.

In der Nacht hörte es auf mit Regnen aber am Morgen, kurz bevor unsere Zelte trocken waren, fing es wieder an. Der Regen sollte uns die nächsten Tage immer wieder begleiten und zerrte an unseren Reserven. Aber Anchorage kam zum Glück näher und näher. Und damit auch der Verkehr. Die Velospuren halfen dem Verkehr auszuweichen. Schlussendlich war die Einfahrt in Anchorage so unspektakulär wie in Ushuaia vor ein paar Jahren.

Das war es also mit Los Angeles – Anchorage. Aber wir waren noch zu früh. Ines Flug geht erst Mitte September und für mich geht es am 10. September mit der Fähre und Zug nach Seattle und danach mit dem Flugzeug nach Japan (ja, ein neues Abenteuer 🙂 ). Nach zwei Nächten in Anchorage nahmen wir deshalb den Bus nach Homer, welches am Ende der Halbinsel Kenai liegt. Von dort werden wir mit dem Velo zurück Richtung Anchorage fahren. Wie weit genau, wird sich noch zeigen. Das Wetter ist im Moment sehr feucht… Und der Wetterbericht für die nächsten Tage verspricht nicht viel Besserung. Aber wir haben uns heute in Ninilchick ein Mobile Home gegönnt um die Kleider zu trocknen und Morgen motiviert weiter zu fahren. Und dank dem gibt es heute auch diesen Blogeintrag :-). Mal schauen, was die nächsten Tage bringen werden. Heute fuhren wir den grössten Teil des Tages mit Emmalee und Joe aus New York (fahren von New York nach Alaska, danach nach San Diego, Florida und wieder heim). Das war mal etwas anderes nach dem wir bisher praktisch alles alleine gefahren waren :-). Das wäre es für den Moment!

Bilder vom Teil von Fairbanks bis Anchorage sind wie immer in der Gallerie zu finden. Weitere Bilder folgen später.

Danke für’s Lesen und bis bald!

Stefan


Über Stefan

I'm a telecommunication engineer by profession and like to discover the world by bike. I think, that it is the perfect speed to move but still be in touch with the world and the people which live there. And I'm very happy, that my wife Susanna is joining me now on those adventures. If you are interested in other journeys we did so far, please also check my website www.biketravel.net. Stefan, Switzerland

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7 Gedanken zu “Denali: Fairbanks – Anchorage

  • Sandra

    Hallo Stefan

    wau! Du hast es geschafft!!! Gratuliere euch 🙂
    vielen Dank für deine genialen und ausführlichen Reiseberichte. Auch die tollen Fotos sind ein hit.

    Wie ich gelesen habe, wartet schon ein neues Abenteuer auf dich in Japan? Bin gespannt was du vor hast. Kann mir gut vorstellen, dass es dich noch nicht zurück in die „Zivilisation“ reisst.

    Geniesse die Zeit solange du kannst. Jedenfalls kannst mega stolz auf dich sein was du bis jetzt erreicht hast.

    en liebe Gruess us em regnerische und chüehle züri
    Sandra

  • Stefan Autor des Beitrags

    Hoi Sandra

    Vielen Dank für Deine Nachricht! Schön von Dir zu hören :-). Ja, es geht nach Japan. Die Details sind noch offen aber es wird sicher eine interessante Zeit :-).

    Viele Grüsse von der ebenfalls sehr regnerischen Kenai Halbinsel,

    Stefan

  • ursi

    puuh, mich frierst schon beim lesen! Gratuliere! Könnte das glaub nicht. Kommen gerade aus dem warmen Italien heim (letzte Nacht). Nun war es heute auch ein schöner warmer Tag in der Schweiz. Tip top. Wünsche guten Flug nach Japan!

    Lieber Gruss deine Schwö

  • Stefan Autor des Beitrags

    Hoi Urs. Ich habe mich auch gefragt, wie das da so mit Bären ist, aber Fleisch hatte es tatsächlich nicht :-). Wahrscheinlich war die Verpflegung nur an diesem Wochenende dort.