Urlaub vom Fahrrad: Vanuatu Teil 1


Open Water Tauchtraining 12m unter WasserNach vielen Tausend Kilometern auf dem Velo ging es mal ohne weiter. Von Wellington mit dem Bus nach Auckland und von dort mit dem Flugzeug weiter nach Vanuatu. Alles ziemlich umspektakulär, sollte man meinen. War es aber doch nicht so ganz… Und dann folgte eine spannende Zeit unter Wasser in den Tropen.

Wellington – Auckland: Die etwas andere Busreise
Nach ein paar Tagen in Wellington ging es mit dem Nachtbus nach Auckland. Eine Alternative wäre ein Flug gewesen, aber da ich auf meiner Reise eh schon genug fliege, wechselte ich für diese Strecke auf den umweltfreundlicheren Bus. Der war mit etwa 30 NZD (etwa 23 USD) auch ziemlich günstig. Mir wurde auch gesagt, dass die Stühle ziemlich komfortabel seien. Naja, als ich einstieg merkte ich, dass es ganz normale Stühle waren, die sich etwas zurück klappen liessen (kein Vergleich mit der Cama-Klasse in Chile…). Der Bus war zudem ziemlich stark belegt aber ich hatte am Anfang noch niemand neben mir. Los ging es kurz nach 20h. Die ersten zwei Stunden waren noch einigermassen ruhig. Dann wurde aber der Bus komplett voll und ich bekam auch einen Sitznachbarn. Und was für einen. Er roch ziemlich stark, hatte in einer Pet-Flasche seinen Fussel dabei und quatschte mich in einem fast unverständlichen Dialekt voll. Ich bin eigentlich ziemlich geduldig aber das war dann doch etwas viel. Er bot mir auch von seinem Getränk an und meinte, dass er noch mehr dabei hätte. Und ja, nach Amsterdam wollte er auch mal. Wieso? Wegen dem Marihuana, natürlich. Nach einer der Pausen kam er nicht mehr zu seinem Platz neben mir zurück, sondern fand sonst einen irgendwo im Bus. Ich hatte ihn mit meinem Desinteresse wohl vergrault. Wirklich traurig darüber war ich aber nicht ;-).

Weiter ging es durch die Nacht Richtung Auckland. Wir hielten immer mal wieder an, das Licht ging an, die Leute rein und raus; an Schlafen war nicht wirklich zu denken. Kurz nach 1 Uhr früh rumpelte es ziemlich stark und es roch nach Verbranntem. Kein wirklich gutes Zeichen. Der Bus hielt in der Dunkelheit an. Brennt der Bus? Erstmal hörte man nichts. Das hiess wohl, dass der Bus noch nicht brennen würde… Nach einer guten halben Stunde kam die Durchsage, dass wir darauf warteten bis jemand den defekten Reifen reparieren würde. Aha! Wir hatten eine platten Reifen. Weitere Informationen gab es nicht. Um viertel vor 4 (also nach gut 2.5 Stunden) fuhr der Bus wieder weiter. Anscheinend war der Reifen nun repariert… Weiter ging es Richtung Norden.

Nach diversen Stops erreichten wir mit gut drei Stunden Verspätung Auckland. Eine Entschuldigung oder so gab es nicht. Wäre ich in Südamerika unterwegs gewesen, so hätte mich das ganze nicht überrascht (die Busfahrten in Chile waren aber 1A!). In Neuseeland überraschte es mich aber doch. Ich kann den Intercity Nachtbus jedenfalls nicht wirklich empfehlen, ausser man will sparen. Man muss sich aber auch im Klaren sein, dass das Publikum entsprechend ist (was ich vergass…). Ich verbuchte das ganze wieder mal im Kapitel Reiseerlebnisse und Erfahrungen ab und machte mich auf den Weg Richtung Hostel, wo ich mich eigentlich etwas auf’s Ohr legen wollte. Aber zum Schlafen kam ich erst am späteren Abend, da es doch noch ein paar Dinge zu erledigen gab, bevor es am nächsten Morgen nach Vanuatu gehen würde.

Auckland – Port Vila (Vanuatu)
Der Shuttle Bus holte mich bereits um 6 Uhr früh im Hostel ab. Also nichts mit Ausschlafen und mein Schlafmangel wurde deshalb auch nicht kleiner. Das Check-in war schmerzlos und schon bald ging es mit AirNewZealand in die Luft Richtung Norden. Das Flugzeug war ziemlich leer und deshalb hatten praktisch alle jeweils eine Sitzreihe für sich. Wie beim Flug nach Neuseeland genehmigte ich mir wieder mal eine Lord of the Rings Folge. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob das nun schon der dritte Teil war anstelle des zweiten. Für den Schluss hat es leider nicht mehr gereicht, da wir bereits wieder in Vanuatu landeten. Aber es gibt ja noch einen Rückflug in ein paar Wochen :-).

Bei der Ankunft in Vanuatu regnete es in Strömen. Ich war nicht wirklich überrascht, da im Moment hier gerade Regenzeit herrscht. Ich hoffte aber, dass es nicht immer so sein würde, denn an diesem Tag regnete es nur einmal… Dafür praktisch bis am Abend. Die Einreise war auch hier problemlos und ich bekam mein Touristenvisum für einen Monat. Nachdem mein Zelt nach irgendwelchen fremden Viechern untersucht war, ging es mit dem Shuttle in meine Unterkunft im Tauchzentrum. Ich hatte dort ein Bett im Mehrbettzimmer, war aber der einzige Gast… Erstmal ging ich durch den Dauerregen einkaufen, aber der erste Supermarkt war irgendwie zu. Jedenfalls durfte niemand rein (es war auch Sonntag). Eine sehr nette Frau vor dem Supermarkt bot mir aber an, mich bis zum nächsten Supermarkt mitzunehmen, was ich natürlich sehr gerne annahm, obwohl ich eh schon komplett nass war. Der zweite Supermarkt hatte dann auch tatsächlich offen und ich deckte mich mal mit dem Wichtigsten ein. Dazu gehörte auch eine Prepaid SIM-Karte von Digicel für mein Mobiltelefon. Ich wollte unbedingt wieder Internetzugang (unter anderem um mein e-learning für den Tauchkurs zu beenden) und das gab es leider in meiner Unterkunft nicht. Und Internet über das Mobiltelefon war einigermassen bezahlbar.

Noch immer im Regen ging es zurück zu meine Unterkunft. Voller Vorfreude wollte ich gleich mal schauen, ob der Internetzugang funktionieren würde; aber da war leider nichts. Ich schaute alle Einstellungen an (selbst ist der Mann/Ingenieur) aber da half Alles nichts. So rief ich nach längerem die Hotline an und die halfen mir etwas weiter. Anscheinend muss man hier den Zugangspunkt (APN) von Hand konfigurieren. Ich machte dies, aber noch immer ging nichts. Ich gab (für den Moment) auf und ging erstmal schlafen. Für den ersten Kurstag sollte ich fit sein.

Die ersten Tauchgänge und ein Kampf um den Internetzugang
Momentan ist nicht viel los hier und so kam ich in den Genuss einer Privatlektion mit zwei Instruktoren bzw. einer Instruktorin (Alexa) und einem Instruktor (Damon) für mein PADI Open Water Training. Erstmal ging es in den Swimming Pool für die Grundfertigkeiten. Dazu gehören so Dinge wie das Wasser aus der Maske entfernen unter Wasser und den Regulator (das Ding im Mund zum Atmen) entfernen und wieder in den Mund zu nehmen. Alles noch relativ relaxed, wenn man noch knapp stehen kann und nur minimal unter Wasser ist. Um das etwas spannender zu machen, ging bei meiner Luftflasche ein Dichtungsring (O-Ring) kaputt und die Luft entwich ziemlich unkontrolliert innert kürzester Zeit. Wiederum halb so schlimm, wenn man noch nicht wirklich unter Wasser ist. Am Mittag war dieser Teil abgeschlossen und es ging mit dem Boot auf’s Meer hinaus.

Und dann ins Wasser für meinen ersten Tauchgang. Ich war etwas nervös, aber wusste ja von meinem Trial-Dive in Cairns, wie sich das etwa anfühlt. Es kamen wieder die gleichen Übungen wie im Pool, nur dieses Mal im Wasser in vielleicht etwa 9 Meter Tiefe. Das war schon etwas Anderes. Zum Beispiel, wenn man seinen Regulator aus dem Mund nehmen muss um zu einem seines Dive Buddys zu wechseln. Alles eine Übungssache, aber am Anfang nicht so angenehm. Auch das abnehmen und wieder aufsetzen der Tauchbrille machte nicht wirklich Spass, aber man muss es halt auch im Notfall können. Nach dem Übungsteil ging es auf den ersten „Rundgang“ und wir hatten das Glück dabei schon Clown Fische und einen Dugong zu sehen. Ein Dugong ist ein mehrere Meter langes,  Seegras fressendes Säugetier, welches vom Aussterben bedroht ist. Ich war leider noch etwas zu stark mit meinen Grundfertigkeiten beschäftigt, als dass ich das Tier wirklich geniessen konnte. Der Freediver James Sandford, der ebenfalls am gleichen Ort im Wasser war, hat aber ein paar schöne Aufnahmen gemacht und ich durfte diese kopieren :-). Nach einer Pause folgte der zweite Tauchgang mit weiteren Übungen. Danach ging es zurück zur Basis.

Und ich wollte nun meinen Internetzugang zum Funktionieren bringen und ging deshalb in den örtlichen Digicel Shop. Es dauerte etwas, aber schlussendlich fanden sie heraus, dass mit meiner Nummer etwas in ihrem System nicht ok ist. Bis am nächsten Morgen sollte dies repariert sein. Wir würden sehen…

Eine endlose Geschichte und weitere Tauchgänge
Am nächsten Morgen bekam ich tatsächlich einen Anruf von der Hotline und es wurde mir mitgeteilt, dass es nun funktionieren sollte. Ich bedankte mich artig und probierte es danach gleich aus. Aber es funktionierte immer noch nicht. Also ging es nochmals in den Digicel Shop. Meine Kontaktperson vom Vortag war nicht dort und so durfte ich die ganze Geschichte nochmals erzählen. Sie glaubten mir aber nicht wirklich und suchten den Fehler in der Konfiguration meines Telefons. Es war etwas anstrengend da zu zu schauen. Nach einer guten Stunde akzeptierten sie aber doch noch meinen Vorschlag und probierten es mit einer anderen SIM-Karte. Und siehe da, es funktionierte einwandfrei. Das Problem lag also definitiv nicht bei meinem Telefon sondern an ihrem System. Das Problem war nun nur, wie ich zu einer anderen SIM-Karte kommen würde. Da ich die Karte nicht im Digicel Shop gekauft hatte, musste ich zurück zum Supermarkt um sie dort gegen eine andere Digicel-Karte einzutauschen und dann wieder zurück zum Digicel Shop um das Guthaben umschreiben zu lassen. Und die beiden Geschäfte lagen doch gut 20 Minuten Fusszeit auseinander… So blieb ich wenigstens fit ;-). Und was habe ich gelernt: Kauft die SIM-Karte nicht bei einem Vertriebspartner sondern bei Digicel direkt im Laden… Jedenfalls funktionierte der Internetzugang nun und ich konnte auch mein e-Learning noch beenden.

Am nächsten Tag ging es wiederum auf’s Meer hinaus für meine Tauchgänge 3 und 4 des OpenWater Kurses (welcher somit abgeschlossen war) und den ersten Tauchgang des Advanced Kurses. Mir wurde von meinem Ex-Arbeitskollegen Urs nahegelegt, diesen Kurs auch noch zu machen, da man so fast alles tauchen könne. Und wenn ich schon dran war, dann machte ich dies doch gleich :-). Ich war an diesem Tag der einzige Gast und hatte deshalb ein Schiff, einen Kapitän und drei Instruktoren für mich alleine. Neben diversen Fischen, sahen wir eine Wasserschlange und ein Flugzeugwrack. Nach diesen drei Tauchgängen an einem Tag, war ich doch ziemlich müde und war entsprechend früh im Bett.

Ein spezieller Nacht-Tauchgang und Abschluss des Kurses
Am nächsten Abend stand der zweite Tauchgang dieses Kurses auf dem Programm: Ein Nachttauchgang. Mit dabei ein Taucher aus Luxemburg und eine Familie. Schon alleine die Fahrt Richtung Sonnenuntergang war es wert da draussen zu sein. Und dann ging es mit der Taschenlampe in die Tiefe zum Konanda Wrack. Am Anfang verlief alles wie es sollte und wir tauchten bis etwa 26 Meter hinab. Doch dann sprudelte es auf einem ziemlich heftig am Luftzylinder von Alexa. Dieses Mal hatte es einen Dichtungsring bei ihrer Flasche erwischt. Der Druck in der Flasche sank rapide und sie machte sich auf den Weg Richtung Oberfläche. Das ist alles gar nicht so einfach, da man aus dieser Tiefe nicht einfach direkt aufsteigen, sondern in gut 5 Meter Tiefe noch einen Stop einlegen sollte. Für Notfälle hat es dort zudem eine Flasche mit Regulator… Alexa machte die nötige Pause, ging auf’s Boot, holte eine neue Flasche und kam zurück ins Wasser. Ich weiss nicht, ob ich an ihrer Stelle die Nerven gehabt hätte gleich wieder weiter zu tauchen. Wir setzten jedenfalls den Tauchgang fort und absolvierten das Programm. Definitiv ein sehr spezieller Nachttauchgang war dies…

Am nächsten Tag folgten noch die restlichen drei Tauchgänge meines Advanced Kurses. Einer davon war ein Tieftauchgang bei dem es bis auf 33 Meter hinab ging. Je tiefer man taucht, desto schneller verbraucht man auch die Luft. Wie schnell hat mich dann aber doch überrascht. Als ich auf den Druckmesser schaute, hatte ich immer noch um die 100 bar in der Flasche, also immer noch gut die Hälfte. Als ich das nächste Mal darauf schaute, waren es nur noch 50 bar. Und wir waren immer noch in gut 30 Meter Tiefe. Es war höchste Zeit wieder nach oben zu gehen. Aber auch hier brauchte es auf 5 Meter eine längeren Sicherheitsstop. Ich war froh um die dortige Reserve-Flasche. Nur mit meiner Flasche hätte es wohl nicht gereicht. Als ich aus dem Wasser stieg, waren noch gut 18 bar in der Flasche. Weniger als 10%…

Ich habe während diesem Kurs doch ein paar Male gesehen, wieso man nicht alleine tauchen soll und auch wieso es die Sicherheitsmassnahmen wie Reserveflaschen gibt. Eine sehr Praxis nahe Ausbildung ;-). Und nun bin ich ein zertifizierter Advanced Open Water Taucher. Wobei mir das Wichtigste noch fehlt: Die Erfahrung.

Nun bin ich am Schauen, was ich die restlichen drei Wochen hier in Vanuatu noch machen soll. Ein Teil davon ist sicher noch ein Besuch auf der Vulkaninsel Tanna. Der Rest wird sich zeigen.

Viele Grüsse aus Port Vila,

Stefan

PS: Vor ein paar Tagen habe ich eine weniger schöne Nachricht erhalten: Das Englische Tourenfahrerpaar Pete and Mary, welche mit dem Fahrrad von England unterwegs nach Neuseeland waren, wurden in Thailand von einem Lastwagen überfahren und getötet. Ich habe sie nie persönlich angetroffen aber Tourenfahrer sind irgendwie im Geiste verbunden. Sehr, sehr traurig. RIP Pete and Mary. Ich bin mir aber auch ziemlich sicher, dass sie das liebten was sie taten. Und die Strasse ist leider nicht ungefährlich.

PS: PS: Und noch etwas Positiveres zum Schluss: Ich habe schon das eine oder andere Bild aus Vanuatu aber es dauert noch etwas bis diese online sein werden. Wie immer findet Ihr die Bilder in der Galerie.


Über Stefan

I'm a telecommunication engineer by profession and like to discover the world by bike. I think, that it is the perfect speed to move but still be in touch with the world and the people which live there. And I'm very happy, that my wife Susanna is joining me now on those adventures. If you are interested in other journeys we did so far, please also check my website www.biketravel.net. Stefan, Switzerland

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