Auf und Abs: Wellington – Taranaki – Auckland


Der Herbst kommtNach der Wärme in Vanuatu ging es zurück nach Neuseeland, wo der Herbst langsam aber sicher Einzug gehalten hat. In der Zwischenzeit habe ich schon Auckland erreicht. Der Weg hierhin war aber nicht so direkt wie gedacht und es gab auch einige Auf und Abs. Mehr dazu in den folgenden Zeilen.

Auckland – Wellington
Nach meiner Rückkehr nach Auckland, ging es mit dem Bus (kein Nachtbus dieses Mal…) zurück nach Wellington. Ich hätte gerne den Zug genommen,  aber der mehr als vier Mal so teuer wie der Bus bei gleicher Geschwindigkeit. Und so war ich am Abend zurück in Wellington und hatte am nächsten Tag auch wieder mein Velo und mein Gepäck, welches ich bei Helen einlagern durfte. Vielen Dank dafür!
Mein Velo brauchte dringendst einen neuen Hinterreifen und auch eine neue Kette. Dank einem Fahrradladen gleich um die Ecke klappte das wunderbar, auch wenn mich mein Schwalbe Marathon Reifen ein ziemliches Vermögen kostete… Aber schlussendlich ist es es einfach wert, wenn man dafür nicht am unmöglichsten Ort einen defekten Schlauch flicken muss. Nach einer kurzen Tour in und um Wellington waren wir beide bereit für den Teil zwei des Velo-Abenteuers Neuseeland.

Wellington – Wanganui
Es gibt praktisch nur eine Strasse, die aus Wellington heraus an die Westküste führt. Und diese ist ziemlich stark befahren. Wie mir der Fahrradführer Pedallers‘ Paradise empfahl, nahm ich deshalb den Vorortszug. Das war ausgesprochen praktisch, da ich einfach hinein fahren konnte und das Velo kostete nicht mal extra. In Waikanae wurde ich schliesslich wieder selber aktiv und fuhr los. Es war schon etwas ungewohnt nach der langen Pause. Ich fuhr den an diesem Tag auch nicht mal 50km weit bis nach Levin. An dem Tag sah ich auch von weitem einen anderen Tourenfahrer vorbei fahren. Ich wusste dabei noch nicht, dass es der einzige für die ganze Strecke bis nach Auckland sein sollte…
Nach einer ziemlich kühlen Nacht (um die 6C im Zelt) ging es weiter. Ich kam nur langsam in die Gänge und fuhr an diesem Tag etwas mehr als 60km weit. Vor meiner Pause lief das definitiv lockerer, aber das würde schon wieder kommen. Am nächsten Tag ging es weiter und auch mein alter Freund der Wind fuhr mit; nur leider in die falsche Richtung. Dafür war er auch nicht super fit, was es mir etwas erleichterte. Und so erreichte ich am Abend Wanganui. Eigentlich wollte ich wiederum im Zelt übernachten, aber da der Herr beim Motel für einen einfachen Rasenplatz 30 NZD wollte, entschied ich mich schlussendlich für ein Bett im Hostel für 25 NZD.

Wanganui – Taranaki – Waitara
Nach einer geruhsamen Nacht wollte ich eigentlich weiter. Leider musste ich am Morgen aber feststellen, dass mein Smartphone über Nacht den Geist aufgegeben hatte. Zusammen mit Alessio, einem jungen italienischen IT-Fachmann, der im selben Hostel übernachtete, versuchte ich den ganzen Tag lang das Telefon wieder zum Leben zu erwecken. Leider ohne Erfolg. Nun kann man natürlich sagen, dass dies ja nur ein Telefon sei. Aber für mich ist dieses Ding doch ziemlich zentral für die Kommunikation und auch Organisation z.B. GPS, Liste der Hostels und Campingplätze, Wetterbericht etc. Ich war dem entsprechend frustriert, aber konnte es auch nicht ändern. So musste ich wohl oder übel ohne diese Unterstützung weiter und dann in Auckland für einen Ersatz schauen.
Ursprünglich wollte ich auf dem Wanganui Fluss eine längere Flusstour machen, aber dafür fehlte mir die Begleitung. Deshalb ging es am nächsten Tag weiter Richtung Mt. Taranaki, einem schlafenden Vulkan. Die Strecke war ziemlich hügelig aber ich machte bis zum Ort Hawera fast 100km. Es ging also doch noch. Unterwegs zeigte sich in der Ferne der Vulkan Ruapehu und das rauchende Tongariro Massiv.
Von Hawera aus konnte man weiter an der Küste entlang fahren, oder die Halbinsel queren. Ich entschied mich für’s Queren, da es so etwas weniger hügelig sein sollte. Es war denn auch etwas flacher und der Mt Taranaki zeigte sich auch schön am Anfang, bevor er sich hinter den Wolken versteckte. Eigentlich hatte ich geplant den Vulkan zu besteigen. Aber mir fehlte wiederum eine Begleitung und so alleine macht es halt doch bedeutend weniger Spass. Deshalb fuhr ich weiter bis ans Meer und übernachtete in Waitiara auf dem Motorcamp, wo ich wohl fast der einzige nicht ständig dort wohnende Gast war. Jedenfalls ganz sicher der einzige in einem Zelt. Die Zeltsaison scheint definitiv vorbei zu sein…

Waitara – Te Kuiti
Weiter ging es der Küste entlang Richtung Norden. Das Tagesziel hiess Mokau (sic!) aber dazwischen lagen noch einige Hügel, speziell der Mt Messanger. Und der hatte für mich dann die Nachricht, dass es mit der Fitness doch noch etwas happert. Aber auch so erreichte ich den Ort und stellte mein Zelt bei einem Motorpark auf. Ich war wieder mal der einzige Gast…
Von Mokau bzw. Awakino führt eine Seitenstrasse weg vom Highway. Ich wollte eigentlich diese nehmen um etwas weg vom Verkehr zu kommen. Aber die Aussicht auf weitere zwei Tage Einsamkeit hielten mich davon ab. Ich wollte in ein Hostel um Leute zu treffen und es etwas geselliger zu haben. Deshalb war mein nächstes Ziel Te Kuiti. Der Weg dorthin war ziemlich hügelig und auch das Hostel selbst war dann etwas ausserhalb des Ortes auf einem Hügel. Aber meine Hoffnung war gross, dass es es wert sein würde. Meine Enttäuschung war dann entsprechend riesig, als dann niemand im Casara Mesa Hostel war; nicht einmal die Besitzer. Aber deren Nachbarn hiessen mich willkommen. Schlussendlich entschloss ich mich trotzdem zu bleiben, da ich wohl auf dem Camping im Ort ebenfalls alleine sein würde. Zudem wurde es in der Zwischenzeit dunkel. Herbst halt. Am späteren Abend traf dann noch ein deutsches Paar mit dem Auto ein. Diese verzogen sich aber sogleich in ihr Zimmer und zeigten sich nicht mehr. Naja. Ich genoss stattdessen den Sternenhimmel und machte ein paar Bilder. Und wenigstens hatte es wieder einmal Internet, wenn auch mit schlechtem Empfang :-).

Te Kuiti – Waitomo
Die bekannteste Sehenswürdigkeit in der Region sind die Höhlen von Waitomo. Diese waren ebenfalls auf meiner Liste und ich wollte sie auf keinen Fall verpassen, da sie mir wärmstens von Femke (der Holländerin mit der ich in der Region Kaikoura unterwegs war) empfohlen wurden. Es war eine kurze Fahrt an diesem Tag. Dafür hätte sie spektakulär enden können. Einige Kilometer nachdem ich die Hauptstrasse verlassen hatte, wurde ich ich von einem Auto überholt. Kurz vor erreichen einer Kuppe bremste dieses abrupt und kurz darauf war auch klar wieso: Auf der gleichen Spur kam ein anderes Fahrzeug entgegen. Ein Falschfahrer! Glücklicherweise sah der andere Fahrer ihn rechtzeitig und der Falschfahrer wechselte in letzter Sekunde zurück auf die richtige Spur. Danach griff er sich, zu recht, an den Kopf. Nicht auszudenken was passiert wäre, wenn beide etwas schneller unterwegs gewesen wären bzw. einander wegen der Kuppe zu spät gesehen hätten… So schnell kann sich das ändern! Mit etwas mehr Adrenalin im Blut erreichte ich kurze Zeit später das nächste Hostel, welches praktischerweise gleich gegenüber der Blackwater Rafting Company liegt, die Touren in die Höhle anbietet.
Man kann zwischen verschiedensten Varianten wählen, auch abhängig davon wie viel Geld man dafür ausgeben will. Ich entschied mich für die günstige Labyrinth Variante für 119 NZD fällig wurden. Bei dieser ist man im Wasser unterwegs und das war mir wichtiger als mich irgendwo abseilen zu lassen. Als erstes wurden wir mit einem Neoprenanzug, Gummischuhen und Helm ausgestattet. Es sollte also richtig nass werden. Danach ging es mit dem Bus zur eigentlichen Höhle. Der Fahrer meinte, dass wir uns alle anschnallen sollten, da sie hier viele Falschfahrer hätten. Wie recht er doch hatte… Bei der Höhle angekommen, bekam jedeR einen aufgeblasenen Lastwagenschlauch als Boot und dann ging es hinein in ein Loch. Neuseeland ist dieses Jahr von einer Dürre betroffen (ja, das schöne Wetter hat auch seine Schattenseiten…) und ich war deshalb gespannt, wie viel Wasser es wirklich in der Höhle haben würde. Aber es war definitiv genug um mit dem Schlauch unterwegs zu sein. Und so glitten wir über einen unterirdischen Fluss/See und bestaunten, dank den ausgeschalteten Lampen, die Glühwürmer an der Decke. Für mich ein sehr magischer Moment. Nachdem ich einmal vom Ring fiel (das Wasser war echt kalt!) und mich wieder darauf zurück kämpfte, erreichten wir schlussendlich das Ende der Höhle und auch der Tour. Mit dem Bus ging es zurück zur Basis, wo wir uns nach einer Dusche mit einer Suppe wieder etwas aufwärmen konnten. Diese Tour war für mich einer der Höhepunkte in Neuseeland und definitiv wert jeden Dollar, sofern man kein Problem hat auch mal nass zu werden ;-).

Waitomo – Hamilton – Raglan
Ursprünglich wollte ich von Waitomo aus Richtung Küste fahren. Aber die Wetteraussichten waren sehr schlecht und ich hatte keine Lust durch den Regen und Sturm zu fahren und die Nacht in der Nässe draussen alleine im Zelt zu verbringen. Deshalb entschied ich mich nach langem hin und her nach Hamilton zu fahren. Leider vergass ich aber, dass dies auch Gegenwind bedeuten würde. Es wurde dann auch etwas anstrengend und für die letzten 20km auch ziemlich nass… Aber auch so erreichte ich Hamilton und blieb zwei Nächte dort, da es weiter regnete und stürmte. Am dritten Tag entschloss ich mich trotzdem weiter zu fahren. Es wurde aber ziemlich nass. Und so fuhr ich schlussendlich doch nach Raglan, obwohl ich das am Morgen noch nicht so geplant hatte. Als ich dort ankam, war ich völlig durchnässt und genoss erst Mal eine warme Dusche…
Raglan ist unter anderem bekannt um zu surfen. Ich hatte das noch nie gemacht aber hatte es seit Anfang meiner Reise auf der Liste der möglichen Aktivitäten unterwegs. Und so ging es am nächsten Tag an einen Einführungskurs. Es machte sehr viel Spass, auch wenn ich meine Aktivität nicht wirklich als surfen bezeichnen würde ;-). Und wenn ich schon dort war, probierte ich es am nächsten Tag gleich nochmals. Dieses Mal aber ohne Kurs.

Raglan – Auckland
Und dann war es Zeit wieder weiter zu fahren, auch wenn der Wetterbericht nicht wirklich viel Gutes erahnen liess. Aber es sollte an diesem Tag auch nicht weit sein. Mein Ziel war der Zeltplatz bei den Waingaro Hot Springs und bis dorthin waren es nur etwa 33km. Ich war dann auch schon am frühen Nachmittag dort und stellte gleich mein Zelt auf. Ich wurde gerade rechtzeitig fertig, weil danach setzte der grosse Regen mit diversen Gewittern ein. Ich genoss während dem das warme Wasser (heiss war es nicht mehr wirklich) im Bad :-). Am nächsten Tag wollte ich weiter, da ich auch bereits ein Hostel in Auckland reserviert hatte (es ist wieder einmal Schulferienzeit hier). Es zeigte sich am Morgen sogar etwas die Sonne und ich konnte mein Zelt einigermassen trocknen. Gerade als ich losfahren wollte, öffnete der Himmel aber wieder seine Schleusen und ein heftiges Gewitter zog über den Platz. Da konnte ich dem Angebot meines Platznachbars Simon auf ein Kaffee nicht widerstehen. Während draussen die Welt unterging, genossen wir das warme Getränk in seinem Campervan. In einer Regenpause wollte ich mal nach meinem Velo schauen und musste feststellen, dass dieses auf den Boden gestürzt war. Das alleine war noch kein Problem aber es stürzte so unglücklich, dass der Inhalt meiner Lenkertasche nicht mehr richtig geschützt war. Und dieser Inhalt war unter anderem meine Spiegelreflexkamera, welche sich nun leider nicht mehr einschalten liess (wieso auch immer genau). Weil die starken Gewitter anhielten, verschob ich meine Abreise auf den nächsten Tag und versuchte meine Kamera wieder zu beleben. Wenigstens hatte ich mit Simon einen guten Gesprächspartner… Er bot mir an mich am nächsten Tag mit seinem Campervan mit nach Auckland mit zu nehmen. Ich nahm dieses Angebot an, da ich sonst nicht mehr rechtzeitig dorthin kommen würde. Zudem war es mir zu nass für die sehr hügelige Strecke ;-).

Und so bin ich nun in Auckland und versuche sowohl mein Telefon als auch meine Kamera wieder zu beleben bzw. Ersatz zu finden. So war das natürlich nicht geplant, aber es kommt halt häufig anders als gedacht. Ich hoffe nur, dass meine Pechsträhne mit der Technik langsam aber sicher zu Ende geht. Muss sie auch fast, da nicht mehr viel da ist, was kaputt gehen kann… Eigentlich möchte ich noch ganz ans Ende der Nordinsel zum Cape Reinga. Mal schauen, ob das noch klappt. Mitte Mai geht es für mich schliesslich schon nach Australien und die Zeit wird langsam etwas knapp. Aber ja, ein Luxusproblem :-).

Viele Grüsse aus Auckland,

Stefan

PS: Bilder gibt es in der Galerie.


Über Stefan

I'm a telecommunication engineer by profession and like to discover the world by bike. I think, that it is the perfect speed to move but still be in touch with the world and the people which live there. And I'm very happy, that my wife Susanna is joining me now on those adventures. If you are interested in other journeys we did so far, please also check my website www.biketravel.net. Stefan, Switzerland

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.