Bärenland: Haines & Alaska Highway


Endlich ging es wieder etwas in die Wildnis und es wurde etwas abenteuerlicher.

Haines Highway: Haines – Haines Junction
Uns wurde gesagt, dass es auf den nächsten paar Hundert Kilometer keinen Laden gebe zum Einkaufen. Wir kauften deshalb Essen für die nächsten 7+ Tage ein. Unsere Velos waren dem entsprechend schwer, als wir in Haines bei leicht bedecktem Himmel losfuhren… Erstmal ging es dem Chilkat River entlang leicht aufwärts. Gut zum Einfahren nach den vorhergehenden Fährtagen. Die Herausforderung in diesem Gebiet sind die Übernachtungsplätze. Campings gibt es nur wenige und wild campieren wollten wir nicht, da es hier doch recht viele Bären gibt und es nicht immer so einfach ist das Essen Bärensicher zu verstauen. Wir haben deshalb schon vorher versucht herauszufinden, wo wir übernachten könnten. Eine Möglichkeit war nach gut 33 Meilen das 33 Meilen Roadhouse. Die haben eine Cabin aber die war uns für über 100 Dollar zu teuer. Das zweite Angebot war eine sehr einfache Hütte mit einem Kajütenbett aber das war uns mit 50 Dollar immer noch zuviel. Als wir dann aber sagten, dass wir bei ihnen Nachtessen und Frühstück konsumieren möchten, durften wir kostenlos in der Hütte übernachten und das war doch ein fairer Deal. Wir zahlen lieber für gutes Essen als den sehr einfachen Schlafplatz :-).

Am nächsten Tag ging es aufwärts und das gleich ziemlich heftig. Die Velos waren sehr schwer und dazu begann es auch noch stark zu regnen. Es dauerte ziemlich lange, bis wir die gut 1’000 Höhenmeter hinter uns gebracht hatten. Dafür fanden wir eine super Übernachtunsmöglichkeit: Little Green Cabin. Andere Tourenfahrer hatten uns schon in Hains erzählt, dass es da kurz nach der  Passhöhe eine kleine grüne Hütte mit einem Ofen drin gebe, in der man übernachten könne. Und tatsächlich fanden wir diese bei km 108. Ansonsten war weit und breit nichts. Wir feuerten erstmal den Ofen ein, trockneten unsere Sachen und kochten was zum Essen. Es war schon fast wie im Paradies und es fiel uns am nächsten Tag schwer die Hütte zu verlassen. Aber das Wetter hatte wieder gebessert und wir mussten weiter. Die Fahrt führte uns durch eine sehr schöne Landschaft die mich an Skandinavien und Island erinnerte. Nur die Autos und speziel die RVs (Wohnmobile) waren grösser… Am Abend erreichten wir schliesslich den Camping in Million Dollar Falls, wo wir erstmal das Wasser aus dem Bach filtern gingen. Die Zeiten waren vorbei, als Trinkwasser einfach aus dem Hahnen floss.

Am nächsten Tag ging es weiter über den Haines Highway. Und an diesem wurde kräftig gebaut und der Verkehr wurde geregelt. Speziell war, dass Velofahrer an diesen einspurigen Abschnitten nicht selbst fahren durften sondern ihr Velo auf das Pilot/Follow me Fahrzeug verladen mussten. Und bei einem Tourenvelo bedeutet das, dass alles Material abgeladen, verladen und am Schluss wieder aufgeladen werden muss. Sprich viel Arbeit. Ich deshalb nicht wirklich begeistert davon aber alles diskutieren nutzte nichts („It’s for your safety“). Erstaunlich finde ich einfach immer, dass Autofahrer jeweils dort durchfahren dürfen und auch nicht aussteigen müssen… Oh well. Und während dieser Fahrt wurde uns dann noch gesagt, dass auf den nächsten Kilometern ein etwas verhaltensauffälliger Grizzly unterwegs sei. Wir waren dem entsprechend nervös, als wir weiter fuhren. Wir haben für solche Bären einen dreistufigen Abwehrplan: 1. Lärm machen und versuchen den Bären zu vertreiben. 2. Mit Knallpetarden (Bear Bangers) versuchen das Selbe zu erreichen. 3. Wenn der Bär angreift, ihn mit Pfefferspray auf Augen und Nasen besprühen. Für den letzteren Fall muss der Bär aber schon näher als 9m sein und dann wird es definitiv ungemütlich. Bis jetzt mussten wir nicht mal gross Lärm machen. Die Schwarzbären verzogen sich auch so. Wir fuhren also angespannt den Highway entlang, als einer der Bauarbeiter der Baustelle vorhin neben mir anhielt und fragte, ob ich einen Pfefferspray vermissen würde. Ich wollte schon nein sagen, aber sah dann mit einem Blick auf meine linke Vordertasche, dass mein Pfefferspray tatsächlich weg war. Wahrscheinlich auf der Schotterpiste herunter gerüttelt. Es wäre sehr schlecht gewesen, wenn wir so auf den aggresiven Grizzly getroffen wären… Aber zum Glück liess er sich nicht blicken.

Neu bewaffnet ging die Fahrt weiter nach Haines Junction, wo wir uns nach einer weiteren Baustelle in einem Motel einquartierten. Endlich wieder ein richtiges Bett! Die Nacht war aber viel zu kurz um es richtig geniessen zu können. Zu viel war zu erledigen. Zwar war der Supermarkt in Haines Junction geschlossen aber nichts zu kaufen gab es trotzdem nicht. Wir deckten uns z.B. in der empfehlenswerten örtlichen Bäckerei mit Brot, Eiern, Pasta und Süssigkeiten ein.

Alaska Highway: Haines Junction – Toc – Delta Junction – Fairbanks
Weiter ging es von nun an auf dem Alaska oder auch Alcan Highway. Der Verkehr nahm merklich zu und auch Baustellen durften wir einige passieren. Aber nur an einer mussten wir den Pilot car nutzen. Nachdem wir auf dem Haines Highway drei Schwarzbären gesehen hatten, war es auf dem Alaska Higway lediglich einer. Vor Grizzlies wurden wir mehrfach gewarnt aber gesehen haben wir (glücklicherweise) keinen. Es war auf dem Alaska Highway also fast etwas langweilig. Lediglich die RVs (grosse Wohnmobile) und die Lastwagen hielten uns auf Trab. Einigen sollte man den Fahrausweis entziehen…

Nördlich von Beaver Creek hiess es dann „Good bye Canada and hello again USA“. Und wie wir uns schon auf den Grenzübergang gefreut hatten. Als wir ehrlicher weise sagten, dass wir Äpfel aus Kanada dabei hätten (unser Frühstück), wollte die Diensthabende uns diese entziehen; erlaubte uns dann aber diese vor Ort zu essen. Die Reste mussten wir aber da lassen… Auch der Einwand, dass es auf den nächsten Tagesetappen nichts zu kaufen geben würde, interessierte sie nicht. Zum Glück war dies der letzte Grenzübertritt in die USA auf dieser Reise.

Weiter ging es auf dem Alaska Highway. Und ja, so super spannend waren die nächsten Tage nicht, ausser dass wir in Tok den Iren Billy Lavelle, welcher von Prudhoe Bay, Alaska nach Ushuaia, Argentinien unterwegs ist, trafen. Da hat er noch was vor sich, aber wer weiss, vielleicht sieht man sich unterwegs wieder… Gute Reise! Er fuhr weiter nach Süden und wir nach Norden. Während den nächsten Tagen sahen wir vorwiegend Wald und waren deshalb doch froh die Fähre genommen zu haben und nicht durch die endlosen Wälder von Südkanada gefahren zu sein… Als Belohnung gab es dafür am Birch Lake einen sehr schönen Sonnenuntergang. Das ist doch auch was.

Bei Delta Junction fotografierten wir die Alaska Ölpipeline und wurden dafür gleich mal vom Security ausgequetscht… Schon fast etwas paranoid…

Nach mehr als 4’800 km sind wir nun in Fairbanks eingetroffen; dem nördlichsten Punkt unserer Reise. Ab hier geht es wieder Südwärts durch den Denali Park nach Anchorage. Diese Strecke sollte wieder einiges interessanter werden (es hat auch wieder Bären und Moose) und nun muss nur noch das Wetter mitmachen. Ein Einheimischer meinte, dass im September bereits der Winter käme. Man kann es kaum glauben bei Tagestemperaturen bis 26ºC aber die Gänse ziehen tatsächlich schon südwärts und die Birken fangen an die Blätterfarben zu wechseln. Es wird spannend :-).

Viele Grüsse aus Fairbanks,

Stefan

PS: Bilder folgen später (einige sind bereits in der Gallerie zu finden). Und ja, ich würde gerne mehr Bilder online stellen, die nicht die Strasse zeigen. Aber das ist halt der Ort, wo wir die meiste Zeit verbringen. Ich werde mich aber auf der Strecke durch den Denali bemühen auch andere Bilder zu machen  ;-).


Über Stefan

I'm a telecommunication engineer by profession and like to discover the world by bike. I think, that it is the perfect speed to move but still be in touch with the world and the people which live there. And I'm very happy, that my wife Susanna is joining me now on those adventures. If you are interested in other journeys we did so far, please also check my website www.biketravel.net. Stefan, Switzerland

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