Heiss & windig: Tokyo-Fuji-Matsumoto


Mit dem Fischmarkt hatte es in Tokyo tatsächlich geklappt, auch wenn wir trotz früh aufstehen zu spät für die Fischauktion waren. Alle Tickets (120 Stück pro Tag) waren bereits weit vor 6 Uhr weg… Aber auch so sahen wir doch einiges, wenn auch nicht immer sehr appetitliches (ausser man sieht sich auch gerne einen Schlachthof an…). Eigentlich hatte ich geplant an diesem Tag auch schon mit dem Velo los zu fahren. Am Abend vorher wurde mir beim Packen aber bewusst, dass ich schlicht noch nicht genug vorbereitet war, um die Fahrt auch geniessen zu können. Deshalb hatte ich kurzentschlossen noch eine weitere Übernachtung in Tokyo hinzugefügt. Das ist das schöne, wenn man keinen fixen Plan hat :-). So hatte ich dann am Fischmarkt-Tag am Abend auch noch Zeit ein paar Bilder zu Tokyo by Sonnenuntergang zu machen. Einen Zeitraffer gibt es dann irgendwann hoffentlich auch noch daraus (oben im Menü unter „Bilder > Videos“ habe ich im Übrigen noch ein paar Videos hinzugefügt).

Tokyo – Fuji
Am nächsten Tag ging es dann aber endlich doch noch weiter, auch wenn ich nicht so früh abfuhr wie ursprünglich geplant. Die Fahrt aus Tokyo raus zog sich dann ziemlich in die Länge. Tokyo ist einfach riesig und es hat unendlich viele kleine Strassen Zum Glück hatte ich mit meinem Smartphone ein GPS dabei. Ohne Google Maps wäre das wohl noch mühsamer geworden. Es regnete immer mal wieder kurz, was mit dem Smartphone etwas lästig war. Eigentlich hatte ich geplant in den Bergen campieren zu gehen. Ich kam aber so langsam voran, dass ich nach Sonnenuntergang (was bereits vor 18h der Fall war), immer noch in den Vororten von Tokyo unterwegs war. Da ich keine Lust hatte mein Zelt in irgend einem Park in diesem doch noch ziemlich bevölkerten Teil der Stadt aufzustellen, buchte ich kurzentschlossen ein Hotelzimmer, welches mit unter 60 CHF doch recht günstig war. Und dies inkl. Internet und einem kleinen Frühstück.

Erholt und einigermassen gestärkt ging es am nächsten Morgen weiter. Und es ging gleich mal ziemlich den Berg hinauf. Mit total etwas mehr als 1’100 Höhenmeter eigentlich nichts extremes und dies auf einer Tagesstrecke von gut 80km. Es war aber mit um die 30ºC ziemlich heiss und auch feucht. Ich trank an diesem Tag gegen 3 Liter (1 Liter davon Zuckerwasser aus dem Getränkeautomaten) und ass auch Unmengen. Als ich am Abend im Hostel in Fujikawaguchiko ankam, war ich ziemlich fertig und hatte einen Heisshunger… Nachdem der gestillt war, stellte ich fest, dass ich bei meiner letzten Essenspause mein Schweizer Sackmesser liegen gelassen hatte. Das nervte mich doch ziemlich, schliesslich brauche ich dieses praktisch jeden Tag. So wälzte ich in der Nacht die Frage, ob ich nochmals zurück fahren soll um nach dem Messer zu schauen, oder ob ich den ersten Bus auf den Fuji nehmen sollte. Am Morgen war dann klar, dass ich nochmals zurück fahren muss. In jedem anderen Land inklusive der Schweiz wäre dies wohl ein ziemlich nutzloses Unterfangen gewesen. Aber Japan ist anders und ich musste es einfach versuchen. Zudem war für den Nachmittag der Taifun Jelawat bzw. was von ihm noch übrig war angekündigt und dies bedeutete auf dem Fuji-Gipfel Wind bis um die 100km/h und starker Regen. Der Gipfel war also nicht wirklich in Reichweite und was ist schon eine Bergbesteigung ohne Gipfelerlebnis ;-).

Und so fuhr ich also nochmals gut 20km zurück. Ohne Gepäck ging das doch einiges schneller. Ich traute meinen Augen nicht, als ich beim Pausenplatz ankam: Das Messer lag noch genau so dort, wie ich es liegen gelassen hatte! Ich freute mich natürlich sehr und packte es gleich ein. Wäre ja schade, wenn ich es nochmals verloren hätte. Um doch noch etwas von dem Tag zu haben, fuhr ich um den Lake Yamanaka herum und konnte so von Fuji-san doch noch ein paar Bilder machen. Rechtzeitig  vor dem Taifun war ich dann wieder zurück im Hostel. Einige Fuji-Besteiger hatten weniger Glück und wurden durch den Sturm richtig gehend geduscht. Ich war bei der Regenmenge und dem starken Wind jedenfalls froh nicht am Zelten zu sein. Zwar war Jelawat zu dem Zeitpunkt nur noch ein Tropischer Sturm und kein Taifun mehr, aber das war immer noch stark genug…

Fuji – Matsumoto
Bevor ich weiter fuhr, habe ich die Strecke bis nach Osaka einigermassen vorbereitet, sprich vor allem geschaut, wo ich denn so übernachten könnte. Ich plane solche Dinge eigentlich nicht so gerne, da sie einen Teil der Spontanität nimmt (sofern man sich dann an die Liste hält, was bis jetzt jeweils nur teilweise der Fall war). Hier in Japan ist mir das aber doch etwas wichtiger, da ich immer noch ein Problem habe herauszufinden, wo denn nun genau ein Camping oder eine andere Übernachtungsmöglichkeit wäre. Und die Leute fragen hilft leider auch nur bedingt, da die meisten halt einfach kein Englisch sprechen…

Die Strecke für den nächsten Tag war einigermassen klar, aber die Übernachtungsmöglichkeit war noch nicht fix. Sehr wahrscheinlich irgendwo campieren. Und so fuhr ich (wieder einmal etwas später als geplant) los. Und es war schnell klar, dass dies wieder ein heisser Tag werden würde. Da mir der Schweiss schon nach kurzem in Strömen hinunterlief, verzichtete ich darauf am Lake Kawaguchi über den Pass zu fahren und nahm statt dessen den Tunnel. Der war mit über 2km auch nicht von schlechten Eltern und ich war froh, als ich am anderen Ende wieder Tageslicht erblickte. Wenigstens war er ziemlich flach. Weiter ging es durch ein dicht besiedeltes Gebiet und ich genehmigte mir erst mal Mittagessen (obwohl ich auf der ganzen Strecke schon wieder am Essen war…). Nach einem Japanischen Curry ging es weiter. Ich kämpfte mich durch die Hitze (wiederum um die 30ºC) und diese forderte langsam aber sicher ihren Tribut. Ich war schon langsam auf der Suche nach einem möglichen Campingplatz, als mich ein älterer Japanischer Autofahrer anhielt. Zuerst gab es den üblichen Small Talk, aber dann meinte er, dass es heute sehr heiss sei und nahm eine kühle Latte im Becher, etwas Schokolade und noch einen Eistee hervor und gab mir diesen. Ich war schon etwas baff aber freute mich natürlich sehr. Auch eine Flasche Sauerstoff bot er mir an, aber so schlimm war es zum Glück doch nicht (auch wenn ich kurze Zeit später an einer Kreuzung fast in den Gegenverkehr reingefahren bin…). Er fragte mich dann auch, wohin ich wolle, konnte mir aber leider auch nicht sagen, wo es hier einen Camping hätte. Und so fuhr er weiter und ich suchte weiter nach einem Camping. Auf der Karte war auch einer eingezeichnet und ich fuhr einfach mal dorthin. Und da war tatsächlich auch so was wie ein Camping. Er schien aber bereits geschlossen und es war weit und breit niemand zu sehen. So fuhr ich halt weiter, da ich auch nicht einfach hier übernachten wollte. Es war vom Sturm gestern auch noch ziemlich feucht. Langsam wurde es dunkel und ich konsultierte nochmals Google Maps. Dort war im Nachbardorf ein Park eingezeichnet und mir wurde gesagt, dass man in Japan ohne Probleme in solchen Parks übernachten könne, sofern man das Zelt erst nach Sonnenuntergang aufstellt und auch ziemlich früh wieder abbaut. Und ich wollte wegen der Hitze ja eh früh weg. Und so probierte ich das einfach mal, auch wenn mir ein Camping mit einem WC und Dusche lieber gewesen wäre…

Es war dann auch eine ziemlich unruhige Nacht, obwohl nie jemand vorbei schaute. Ich hatte mein Zelt schliesslich auch gut versteckt… Leider war die WC-Anlage im Park geschlossen aber zum Glück gibt es in Japan praktisch in jedem Ort einen Convenience-Store, der praktisch immer offen ist und meist auch ein WC hat. Aber einen Vorteil hatte das Wildcampieren auch: Ich war bereits kurz nach 7 Uhr auf der Strasse und musste sogar eine Jacke anziehen. Aber die Temperatur stieg recht schnell und ich schwitzte dem entsprechend. Mittagspause gab es am Suwa-Lake und zur Unterhaltung kamen ein paar Gruppen Kindergärtner vorbei. Und wie in Japan üblich war alles durch organisiert und jedes Kind hatte einen Hut in der Gruppenfarbe auf. Dank meinem frühen Start war ich bereits um 15 Uhr an meinem Ziel in Matsumoto. Und dort genehmigte ich mir ein Hotel um hoffentlich etwas besser schlafen zu können.

Morgen geht es in die Berge und dabei durch einen steilen Tunnel nach Kamikochi. Velofahrer, die ihn bereits befahren haben bezeichnen ihn als Hölle auf Erden oder so ähnlich (Betzgi/Corey). Das wird sicher interessant… Und von dort weiter Richtung Kyoto und Osaka. Flacher wird es in den nächsten Tagen aber definitiv nicht. Schliesslich bin ich in den Japanischen Alpen unterwegs.

Viele Grüsse aus Matsumoto,

Stefan

PS: Ich habe in der Gallery einige Bilder hinzugefügt.


Über Stefan

I'm a telecommunication engineer by profession and like to discover the world by bike. I think, that it is the perfect speed to move but still be in touch with the world and the people which live there. And I'm very happy, that my wife Susanna is joining me now on those adventures. If you are interested in other journeys we did so far, please also check my website www.biketravel.net. Stefan, Switzerland

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