Alarmstufe gelb: Rund um den Vulkan Llaima


Nun sind wir schon auf dem Weg nach Santiago de Chile (mit dem Bus) und das Velo fahren ist für den Moment beendet. Michu wird die nächsten paar Wochen mit seiner Familie herum reisen und danach weiter Richtung Norden fahren. Für mich geht es Mitte April in die USA nach Los Angeles und von dort mit dem Velo nordwärts. Aber zuerst hatten wir da noch ein kleines Thema mit einem Vulkan.

Melipeuco – Conguillo – Curacautin

Der Vulkan Llaima war ja nun seit kurzer Zeit auf Alarmstufe gelb, was bedeutete, dass ein Ausbruch innert Tagen oder Wochen möglich sei. Auf der Fahrt von Cunco nach Melipeuco hielten wir deshalb natürlich gespannt ausschau nach dem Vulkan; wegen Wolken war er aber bis zu unserer Ankunft in Melipeuco nicht sichtbar. Wir genehmigten uns deshalb auf dem Dorfplatz mal unsere Sandwiche. Und siehe da, die Wolken verzogen sich und der Llaime erschien. Von irgendwelchen visuellen Zeichen einer bevorstehenden Eruption war aber nichts zu sehen. Da wir wiedersprüchliche Angaben bekamen, ob der Park Conguillo (in dem liegt auch der Llaima) offen sei oder nicht, beschlossen wir erstmal in Melipeuco zu übernachten. Zudem hätten wir so eine super Sicht auf einen möglichen Ausbruch gehabt… Aber auch am Abend sah man nichts. So gingen wir halt schlafen.

Um 3 Uhr in der früh gab es schliesslich einen Sirenenalarm im Ort. So schnell war ich schon lange nicht mehr aus dem Bett und am Fenster. Aber wiederum nichts. Die Leute rannten zwar auf der Strasse herum aber schliesslich beruhigte sich alles wieder. Ein Fehlalarm, wie wir später erfuhren.

Am nächsten Morgen war immer noch nicht klar, ob der Park nun geschlossen sei oder nicht. Die Carabinieri im Ort waren zwar sehr nett, konnten uns aber auch keine abschliessende Auskunft geben. Deshalb beschlossen wir, es einfach mal drauf an kommen zu lassen. Das hat sich bis jetzt meist gut bewährt. So fuhren wir den Berg hinauf Richtung Parkeingang. Unterwegs hörten wir wiederum die Sirene. Es stoppte uns aber niemand und es war auch sonst nichts zu sehen und zu hören.

Schliesslich erreichten wir den Parkeingang und dort war tatsächlich die Barriere geschlossen. Der Vulkan sei auf Alarmstufe gelb, meinte der Zuständige vor Ort. Und der Park deshalb geschlossen. Nach einigem Diskutieren meinte er dann aber, wie lange wir bräuchten um durch den Park zu fahren. Spätestens um 18h müssten wir wieder draussen sein. Wir meinten, dass die vorhanden 5.5 Stunden für die gut 37km reichen sollten (ohne wirklich zu wissen, wie die Strecke aussieht). Er holte über Funk das ok, aber dann durften wir rein. Mit Übernachten war aber definitiv nichts. Wenn wir bis 18h nicht draussen seien, dann komme uns die Carabinieri suchen…

Los ging es den Berg hinauf. Zuerst durch einen Wald und danach durch ältere und neuere Lavafelder. Der Vulkan war ruhig, die sandige Piste anstrengend. Aber wir kamen einigermassen voran. Ein paar Fotohalte mussten dann aber schon sein. Schliesslich erreichten wir die Araucanias (die typischen Bäume hier) nahe der Lagune Conguillo. Und da nervte es uns dann schon, dass wir nicht übernachten durften. Dafür hatte ich die Erkenntniss, dass im Garten meiner Ex-WG in Luzern tatsächlich so ein Baum steht!

Schliesslich erreichten wir den Kontrollposten im Park und meldeten uns dort, wie geheissen. Eigentlich sollte die Zeit reichen. Kurz nachher ging es dann aber nochmals heftigst den Berg hinauf und ich bekam meine Zweifel. Überraschenderweise kam dann aber der letzte Kontrollposten schon vor erreichen der 37km. Wir waren mehr als eine Stunde zu früh… Danach ging es rasant den Berg hinunter durch ein Gebiet, welches beim Ausbruch von 2008 von einer Glutlawine getroffen wurde. Bei einem Ausbruch möchte ich definitiv nicht hier sein.

Da alle Unterkünfte geschlossen waren, ging unsere Fahrt weiter bis nach Curacautin. Und der Llaima war schon wieder ziemlich weit weg.

Curacautin – Termas Manzanar – Curacautin

Nach der doch etwas anstrengenden Fahrt gönnten wir uns ein Bad in den Thermen. Eigentlich hatten wir vor dies als Abschluss zu machen aber durch die schnelle Fahrt durch den Park ist unser Programm etwas durcheinander geraten. Aber so Thermen nimmt man ja auch mal gerne zwischen durch. Und wir gingen nicht nur Baden sondern auch Essen. Für gut 30 CHF gab es das Bad und ein sehr gutes mehrgängiges Mittagessen. Man glaubt es kaum, aber wir waren tatsächlich satt danach und verzichteten auf Kuchen auf der Rückfahrt :-). Ist also sehr zu empfehlen.

Am Abend hatten wir dann noch eine Erfahrung der etwas anderen Art. Wir waren gerade am Abwasch, als wir meinten etwas zu schwanken. Erst dachten wir, es sei wegen dem Wein, den wir zum Essen hatten. Als aber auch der Rest der Küche anfing sich zu bewegen wussten wir, dass es sich um ein Erdbeben handeln würde. Die Frage war nun nur, ob es sich um ein nahes Erdbeben, z.B. vom Vulkan Llaima handeln würde, oder um starkes und ein weit entferntes. Das Fernsehen berichtete es schon nach sehr kurzer Zeit: Es war ein starkes (7.1 auf der Richterskala) und einige Hundert Kilometer entferntes Beben. Bei uns bewegte sich alles ziemlich sanft hin und her. In der Naehe des Epizentrum war die Erschütterung aber erheblich. Zum Glück blieb der befürchtete Tsunami aus.

Curacautin – Cherquenco – Vilcun

Wir hatten nun die Möglichkeit entweder mehr oder weniger direkt nach Temuco zu fahren und damit unsere Veloreise zu beenden, oder doch nochmals näher an den Vulkan heran zu fahren. Wir entschieden uns fürs Zweite. So ging es auf der gleichen Strasse wie vor zwei Tagen wieder Richtung Llaima. Noch immer war Alarmstufe gelb, aber eine Aktivität war noch immer nicht zu erkennen. Wir entschlossen uns nicht direkt in den nächsten Ort zu fahren, sondern zu campieren. Nur das mit dem Campieren war nicht so einfach, da die Campings alle zu waren. Da nützte auch mehrstündiges Warten bei einem Camping nichts. Auf wildes Camping hatten wir nicht wirklich Lust und so genehmigten wir uns ein letztes Mal ein Cabana. Dazu gab es kostenlos einen alten, im Schlaf schnarchenden Hund :-). Und für mich die Möglichkeit einen Zeitraffer des Sternenhimmels zu machen. Das Resultat gibt es hier zu sehen.

Nach einem guten Frühstück, welches uns ins Cabana gebracht wurde, ging es weiter den Berg hinauf. Es sollte nochmals so richtig heiss werden heute. Und die Strasse wurde auch immer schlechter. Grosse Steine und loses Geschiebe zwangen uns mehr als einmal zu einer längeren Schiebepartie. Unsere Geschwindigkeit sank auf um die 7km pro Stunde. Dafür war die Landschaft eindrücklich und wir wurden etwas fürs nicht Übernachten im Park Conguillo entschädigt.

Nachdem wir das Centro de Esqui (Skizentrum) passiert hatten, ging es wieder rasant hinunter. Unterwegs machten wir noch ein Bild von Michu und mir beim Fahren. Ist wohl das einzige ;-). Eigentlich hatten wir dann vor im Ort Cherquenco zu übernachten. Da gab es aber schlicht keine Möglichkeit und so fuhren wir halt weiter bis nach Vilcun, in der Überzeugung, dass es dort schon was haben würde. Nach längerer Suche fanden wir auch tatsächlich ein Restaurant, welches auch Zimmer vermietet. Zuerst konnte uns aber niemand sagen, ob es noch Platz hat. Die zuständige Person war gerade nicht dort. Wir wurden etwas unruhig, da es draussen langsam aber sicher dunkel wurde. Und wir wollten nicht in der Dunkelkeit noch nach Temuco. Schliesslich wurden wir in ein Haus gebracht, wo wir in einem Zimmer übernachten durften. Das Zimmer war ok, aber den Rest vergessen wir mal besser. Dafür war es günstig 🙂

Vilcun – Temuco

Nach einer erstaunlich erholsamen Nacht und einem stärkenden Frühstück machten wir uns auf den Weg nach Temuco. Unser letzter Velotag. Viel zu sagen dazu gibt es nicht, ausser dass der Verkehr auf den abgelegenen Strassen und Pisten definitiv angenehmer ist. Schon am Mittag erreichten wir unseren Zielort und quartierten uns im Hostel TribuPiren ein. Ich kannte dieses schon von meiner letzten Reise. Zur Feier des Tages und der Reise genehmigten wir uns in einem italienischen Restaurant feine Pizzas. Und die waren so gross, dass wir beide fast platzten. Aber gut war es; so wie die letzten 1.5 Monate :-).

Das wars für den Moment! Vielen Dank allen fürs Lesen und schreiben! Ich werde in den nächsten Tagen vielleicht noch ein Fazit schreiben und vielleicht auch sonst noch etwas aus Chile berichten. Je nachdem, was ich noch so mache. Ab Mitte April geht es auf diesem Kanal weiter mit dem Reisebericht „Los Angeles (Kalifornien) – Anchorage (Alaska)“.

Viele Grüsse aus (dem Bus nach) Santiago,

Stefan

PS: Die besten Bilder gibt es wie immer in der Gallerie :-). In der Zwischenzeit sind auch alle Bilder richtig beschriftet.


Über Stefan

I'm a telecommunication engineer by profession and like to discover the world by bike. I think, that it is the perfect speed to move but still be in touch with the world and the people which live there. And I'm very happy, that my wife Susanna is joining me now on those adventures. If you are interested in other journeys we did so far, please also check my website www.biketravel.net. Stefan, Switzerland

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