Panne, die Vierte


Nachdem ich in Coyhaique die Kettenblattschrauben auftreiben und die selbigen montieren und mit Sekundenkleber fixieren konnte lief mein Velo bis Cochrane ohne Probleme.
Als ich am Sonntag aber in Cochrane abfuhr, hatte ich den Eindruck, dass es irgendwie schwer war zu lenken. Ich schenkte dem aber nicht wirklich beachtung und fuhr los. Unterwegs wurde es aber immer schlimmer und ich wusste nicht recht, ob ich mir dies nur einbildete (da ich eh ein wenig den blues hatte) oder ob da wirklich etwas war. Aber mit vollbeladenem Velo war dies nicht so einfach herauszufinden. Ich plante deshalb beim nächsten Halt das mal etwas genauer anzuschauen.
Und dieser Halt kam schneller als gedacht. Denn auf einmal verweigerte die vordere Gangschaltung ihren Dienst. Sie blockierte komplett. Also anhalten und Velo entladen. In dem Moment kam gerade wieder ein Auto vorbei und der Fahrer fragte, ob alles ok sei. Ich bejahte obwohl ich in dem Moment noch keine Ahnung hatte, wie und ob überhaupt die Probleme lösen konnte. Aber so schnell wollte ich mich nicht geschlagen geben und war optimistisch, dass das schon irgendwie gut kommt. Der Fahrer schaute mich etwas ungläubig an (kein Wunder, schliesslich stand das Velo verkehrt herum auf der Strasse und all mein Gepäck darum herum) fuhr aber dann weiter.
Das Problem mit der Gangschaltung liess sich relativ rasch mit etwas Öl lösen. Das Lenkungsproblem war aber etwas komplexer. Das Hin- und Herdrehen des Lenkers ging tatsächlich sehr schwer und es quitschte auch etwas. Es schien auch hier etwas Öl zu fehlen. Nur wie bringt man das da hinein? Das konsultieren eines einschlägigen Buches (das ich vor meiner Abreise von meinem Bruder und seiner Freundin geschenkt bekommen habe) half da auch nicht weiter. Anscheinend war das kein Standardproblem. Ich sah mir den Vorbau und die nähere Umgebung davon nochmals genauer an und fand tatsächlich zwei kleine Löchlein mit einem kleingeschriebenen Text im Stil von „dünnflüssiges MTB Fett“. Fett hatte ich keines aber ich gab mal etwas Öl auf dieses Loch und das Öl wurde tatsächlich wie eingezogen. Ich gab noch etwas mehr darauf und nach einiger Zeit liess sich der Lenker tatsächlich wieder wie geschmiert bewegen. Was es nicht alles gibt an so einem Velo! 🙂
Ich hatte also all die technischen Probleme gelöst und packte alles wieder zusammen. Und gerade als ich fertig war kam das nächste Auto vorbei. Zuerst fuhren sie vorbei, legten dann aber den Rückwärtsgang ein und kamen zurück. Zuerst fragte der Fahrer, ein jüngerer Chilene, ob alles ok sei und woher ich komme. Ich bejahte und fügte noch hinzu: De Suiza. Daraufhin schüttelte er mir die Hand und fragte ob er ein Foto machen darf. Ich bejahte, schliesslich war es nicht das erste Mal, dass jemand ein Bild meines Velos machen wollte. Speziell war dann aber, dass er die kleine Schweizerfahne an meinem Anhänger schön ausrichtete. Seine in der Zwischenzeit herbei geeilte Frau klärte mich daraufhin darüber auf, dass ihr Mann ein grosser Schweizfan sei. Und schliesslich hätten sie ja bald (sofern er gewinnt) einen Schweizer als Präsidenten (Eduardo Frei hat anscheinend seit kurzem auch den Schweizer Pass, da seine Vorfahren Schweizer waren). Die Schweiz scheint also (wenigstens bei einigen) trotz Bankgeheimnis und Minarett-Initiative noch ein gutes Image zu haben :-).
Das dies aber nicht zu Hochmut führen sollte, zeigte sich nicht mal fünf Minuten später, als mich ein Kleinlaster fast von der Strasse fegte. Er ignorierte mich schlicht, fuhr auf der schmalen Piste einfach mit Vollgas geradeaus weiter und verpasste mich nur um Zentimeter. So fühlte es sich jedenfalls an…
Viele Grüsse vom Lago Vargas,
Stefan

Ps: Auch diesen Artikel habe ich unterwegs auf meinem Mobiltelefon geschrieben und er wird erst erscheinen, wenn ich wieder Mobilfunkabdeckung habe. Und dies wird wohl noch etwas dauern…


Über Stefan

I'm a telecommunication engineer by profession and like to discover the world by bike. I think, that it is the perfect speed to move but still be in touch with the world and the people which live there. And I'm very happy, that my wife Susanna is joining me now on those adventures. If you are interested in other journeys we did so far, please also check my website www.biketravel.net. Stefan, Switzerland

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